Volltext: Unterweißenbach

10 
Kuppen und tiefen Tälern, das der N o rdw a l d (Böhmerwald, silva Nordica) 
benannt wurde. Durch den Novdwald führten nur ganz wenige Steige, auf 
denen hauptsächlich Salz von Hallstatt in das salzarme böhmische Gebiet 
gefruchtet wurde, das damals von den keltischen Boiern, und als diese von den 
Markomannen und Quaden (um 60. v. Chr.) besiegt wurden, von beiden 
letzteren bewohnt war. Einer der östlichsten Saumwege war der von der Donau 
in der Nähe des Luftenberges ausgehende, der längs der Gusen nach Pregarten 
Wartberg) führte, von hier aus die Senke der Feldaist benützte und über Frei 
stadt und Leopoldschlag nach Böhmen ging; er ist bis in die Bronzezeit zurück zu 
verfolgen"). Zur Zeit der Markomannen waren höchstens die an der Donau- 
niederung und an den Hangrändern gegen die Donau liegenden Gebiete und 
das Gallneukirchner Becken besiedelt; gerade hier läßt sich auch die älteste 
Besiedlung nördlich der Donau nachweisen, wie uns Funde aus der jüngeren 
Steinzeit (2700—2200 v. Chr.) kundtun. 
Als im Jahre 171 n. Chr. die Quaden und Markomannen nach manchen 
Einfällen, die sie über die Donau her in die norische Provinz unternommen 
hatten, von den Römern besiegt worden waren, mußten sie sich verpflichten, 
römische Besatzungen bei sich (nördlich der Donau) aufzunehmen und sich 
mit ihren Wohnplätzen 7 Kilometer von der Donau entfernt zu halten. Mit 
Ausnahme der römischen Brückenköpfe am linken Ufer der Donau war diese 
die Grenze des gewaltigen Römerreiches bis zu deffen Ende (um 488); sie 
blieb es auch, als schon die Baiern, über welche die erste sichere Nachricht auS 
dem Jahre 575 vorliegt, in unser Land eindrangen (im 6. Jahrhundert 
n. Chr.)-). 
über die ersten Versuche, dem Nordwald bewohnbares Land abzugewinnen, 
Horen wir erst in der Kremsmünsterer Stiftungsurkunde (777), wo der Baiern- 
herzog Tassilo dem genannten Kloster drei Weingärten an der Mündung der 
Rodl zuweist'). Auch die Karolingerzeit, als Baiern schon zum Frankenveiche 
gehörte, änderte nicht viel an der Besiedelung, bzw. Rodung; man machte sich 
bloß an den ebenen Donauufern seßhaft, wo, wie schon erwähnt, bereits vor 
geschichtliche Besiedelung vorhanden war, drang jedoch nur ganz wenig in die 
Bergtäler und auf die Höhen vor; wohl waren in diese schon früher Alpen 
slawen eingedrungen und hatten dort gesiedelt, wie uns verschiedene slawische 
Ortsnamen zeigen. Im Jahre 827 schlichtete der bairische Grenzgraf Wilhelm 
im Auftrage Gerolds, des Präfekten der Ostmark, in einem Thing in der Nähe 
des Pöstlingberges (bei Linz) einen Grenzstreit zwischen dem Gotteshause 
Puchenau und den dort ansäßigen Slawen, bei dem 32 bajuwarische freie 
Männer und 21 freie Slawen als Zeugen auftreten-); aus dieser Angelegenheit 
kann man nun erkennen, daß die Besiedelung nördlich der Donau schon auf die 
Höhen vorgedrungen war und daß das Berwaltungsgebiet des Grenzgrafen über 
°) A. Mayer, Die Besiedlung des Böhmermcildes (1932) S. 21. 
°> L. Schmidt, Allgemeine Geschichte der germanischen Böller bis zur Mitte des 
sechsten Jahrhunderts (1909) S. 175; I. Jibermayr, Noricum, Baiern und Österreich 
(1944) S. 416. 
7 ) Urkundenbuch des Landes ob der Enns (Urkundenbuch) Bd. 2, S. 2 IT. 
®) Th. Bittorauif, Die Traditionen des Hochlftiftes Freifing 1 (1905) S. 469.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.