Volltext: Unterweißenbach

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allmählichen Zurückweichen des Meeres wurden die Reste der Rumpffläche einer 
neuerlichen Erosion unterworfen. Die Gewässer schnitten sich in engen Tälern 
in das Grundgebirge ein. Daher zeigt der Oberlauf der Bäche meist flache Tal 
mulden mit Wiesen und verhältnismäßig schwachen Talhängen. Der Bach fließt 
mit geringem Gefälle dahin. Fast Plötzlich ändert sich das Landschaftsbild. Die 
Talsohle wird eingeengt, die meist bewaldeten Abhänge lassen gerade noch Platz 
für einen Fahrweg oder eine Straße. Auch bei der Kleinen Naarn können wir 
dies verfolgen. Der Quellbach fließt in einer sanften Talmulde, umgeben von 
Wiesen — in einer Meereshöhe von 800 Meter — ruhig dahin, Bei dem Bau 
ernhof Unter-Windhager treten dann die Abhänge bis an den Bach heran, das 
Kerbtal beginnt. Das Wasser hat auf der kurzen Strecke bis zum Markt Unter 
weißenbach ein Gefälle von rund 200 Meter; engt sich südlich vom Orte aber 
mals ein und fließt wieder durch ein Erosionstal mit einem Gefälle von fast 
100 Meter. Erst östlich von Schönau fließt die Kleine Naarn in zahlreichen 
Schlingen durch ein Wiesental mit mittelgeböschten Abhängen und mündet in 
die Große Naarn. Ein ähnliches Bild zeigen auch die übrigen Flüsse des Mühl 
viertels; die Gewässer fließen im Oberlauf in Talmulden, der Mittellauf ist stark 
eingeschnitten, manchmal sogar schluchtartig ausgebildet. 
Die Temperaturschwankungen, denen die oberste Gesteinsschicht ausgesetzt ist, 
verursachen eine Lockerung des Gesteins und zerlegen es allmählich in Trümmer. 
Auch die chemische Zersetzung hat dabei ihren Anteil. Die Blockanhäufungen und 
Wollsackformen auf den Höhen des Mühlviertels sind eben solche an Ort und 
Stelle entstandene Auswitterungsformen. Gefördert wird die mechanische Ver 
witterung durch Wind und Wasser; letzteres hat sogar einen bedeutenden Anteil 
am Abtransport der Schuttmassen. Großen Schutz gewährt dem Verwitterungs 
material die Vegetationsdecke. Ist diese entfernt worden, ohne daß an einen 
Ersatz gedacht wurde, so spielt schon das abfließende Regenwasser eine große 
Rolle. Sturzregen und Wildbäche haben eine gewaltige Kraft! Das abge 
schwemmte Gesteinsmaterial gelangt allmählich in den Bach oder Fluß, wird 
von diesem weiter verfrachtet und früher oder später einmal abgelagert. An sol 
chem Material der verschiedensten Größe sind die Flüsse des Mühlviertels, auch 
das untere Naarntal, sehr reich. 
Der Baustoff des Gebietes von Unterweißenbach und Umgebung ist der 
Granit, der den Kern des alten Gebirges bildete. In seinen wesentlichen Be 
standteilen besteht er zu 66 bis 75 Prozent aus Feldspaten (Orthoklas und 
Plagioklas) und zu 15 bis 24 Prozent aus Quarz, den Rest bilden Glimmer und 
unwesentliche Mineralien (Beryll, Hornblende, Titanit usw.). Der Granit ist 
ein Tiefengestein, d. h. er ist aus Magma in der Tiefe der Erde unter gewal 
tigem Druck entstanden. Durch die Bewegungen (Faltung) der Erdkruste ist er 
in die oberen Erdschichten — die Dachschichten — gelangt und hier stecken 
geblieben. Durch inneren Druck ist die Masse in breiten Gängen in die oberen 
Hüllschichten eingedrungen und hat sich vielfach mit ihnen vermischt, so, daß der 
bisher immer für solchen gehaltene Mühlviertler Granit vielfach gar kein Granit 
ist, sondern ein „Mischgestein". Für diese nun schon allgemein gewordene Er 
kenntnis wurden die Forschungen des Linzers Dr. F. Gruber 1926/27 bahn 
brechend und ein klassisches Beweisstück bildet der „Dr.-Gruber-Stein" an der
	        
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