Volltext: Unterweißenbach

4 
121 
Anhang Hl. 
Nnterweißenbach und seine Umgebung. 
Eine geologisch-mineralogisch-morphologischs Betrachtung. 
Von Alois Dittrich, Hauptschuldirektor in Unterweißenbach. 
Von der Höhe des nahen Wögerersteines hat man bei Schönwetter auf das 
Gemeindegebiet von Unterweißenbach und seine Umgebung eine Aussicht, wie 
man sie auch von einem höheren Berge nicht schöner und mannigfaltiger genie 
ßen könnte. Leider machen die in den letzten Jahren emporgewachsenen Bäume 
den Blick auf den Markt selbst unmöglich, doch sieht man die weißen Bänder der 
Straßen, die dahin führen. 
Dem freien Auge bietet sich eine wellige Hochfläche dar, aus der nur mäßige, 
mit Wald bedeckte Erhebungen emporragen. Auf den Hängen schauen vielfach 
Steinblöcke hervor und bilden zuweilen ganze Blockhalden; da und dort, auch 
aus den bewaldeten Höhen, ragen die bekannten Wollsackformen, auch Wackel 
steine sind keine Seltenheit. Dazwischen leuchten durch die Obstbäume die weißen 
Mauern der zerstreuten Höfe. An den Feldrainen sind die von den Bauern aus 
den Feldern entfernten Steine aufgehäuft und bilden zuweilen nicht unbedeu 
tende Steinhalden, die von verschiedenem Strauchwerk eingesäumt sind. Und 
wenn im Herbst von den kargen Stoppel- und Brachfeldern das melodische Ge 
läute der Kuhglocken ertönt, so glaubt man sich unwillkürlich irgendwohin auf 
eine Alm versetzt. 
Die Landschaft, die sich so dem Auge darbietet, ist ein Teil jenes Grund 
gebirges, das als „Moldanubische Scholle" zum südlichen Teil der „Böhmischen 
Masse" gehört und als ein Rest des alten „Variszischen Gebirges" bezeichnet 
werden kann. Dieser Gebirgszug hatte sich im Altertum der Erde (Paläozoikum) 
gebildet und strich — die viel später entstandenen Alpen an Höhe und Aus 
dehnung überragend — vom Süden des französischen Zentralplateaus bis in das 
heutige Karpathengebiet. Von diesem einst mächtigen Gebirge sind durch Brüche 
— verursacht durch spätere innere Bewegungen der Erdrinde — und die durch 
Wasser und Wind in den langen Zeitläufen hervorgerufene ausnagende und 
abspülende Tätigkeit erfolgte Zerklüftung nur mehr die Grundstöcke vorhanden. 
An der Abtragung mag auch die Zeit des Oberkarbons und die durch ihr wüsten 
artiges Klima gekennzeichnete Permperiode, sowie die Meeresüberflutung des 
Festlandes in der Kreidezeit hervorragenden Anteil haben. Die damaligen Stö 
rungen — es war die Zeit, als sich die Alpen und Karpathen entwickelten — 
mögen das noch vorhandene Rumpfgebirge vollends zerstückelt haben. Der Stock 
des „Moldanubikums" ragt zwar in der Miozänzeit aus dem Meere hervor, 
aber dieses reicht noch fjordartig in die Täler unseres heutigen Mühlviertels 
hinein. Erst am Ende der Mitteltertiärzeit zog sich auch dieses Binnenmeer 
zurück, seine Ablagerungen am Südwbhange des Grundgebirges und im Becken 
des Landes zurücklassend. Daher zeigt das Landschaftsbild in seinem ruhigen, 
fast einförmigen Relief die Stimmung seines hohen Alters. 
Aus dem Miozänmeer ragte das Mühlviertel nur geringfügig hervor; die 
Abflüsse hatten auf der welligen Hochfläche nur ein geringes Gefälle. Mit dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.