Volltext: Abtei Engelszell an der Donau

Deckengemälden, als hätte der Pinsel des Künstlers sie erst vor zwanzig 
und nicht schon vor zweihundert Iahren dahin gezaubert; diese zierlichen 
Holzschnitzarbeiten an dem reichen Gitterwerke der Emporen, in den Füllungen 
des Chorgestühls und an den goldschimmernden Reliquienschreinen; diese nur 
in weißer Tünche gehaltenen, in ihren Formen aber so überaus reizvollen 
Pfeilerkapitäle, die das staunende Auge immer wieder auf sich ziehen; diese 
fast zahllosen Engelsbilder in Holz und Stuck und Farbe — wir sind ja 
in der „EngelszelleI" — die durch die weihevollen Räume schweben, die 
dem eucharistischeu Könige huldigen in seinem Tabernakel, die in schier 
exstatischem Jubel der Hochgebenedeiten das Geleite geben auf ihrem Triumph¬ 
zuge zum Himmel und in ehrfurchtsvollem Staunen Zeugen ihrer Krönung 
sind als „Königin der Engel"; dazu die originellen Beleuchtungseffekte aus 
zum Teil verborgenen Lichtquellen: alles das wirkt zusammen wie eine 
herrliche Komposition voll jauchzenden, heiligen Glückes. Und dabei nichts 
Profanes, keine Verirrung in eitle Spielerei, sondern jede Linie edel, vor¬ 
nehm, würdig der heiligen Stätte. 
Es ist sehr zu bedauern, daß das große Deckengemälde von Altomonte 
im Langschiff der Kirche verschwunden ist und es wäre fast zu wünschen» 
daß das Kloster im Laufe der Zeit in die Lage käme, es aufzudecken 
oder wenigstens annähernden Ersatz dafür zu schaffen. Aber auch dieser 
Mangel kann uns die Freude an dem hehren Gottestempel nicht stören» 
in dem das Auge immer neue Schönheiten, neue Reize entdeckt. Und 
mancher Besucher der Kirche, der früher achtlos an ihr vorüberging, hat 
es schon bedauert, daß er nicht eher von ihren Schönheiten gewußt und 
hat sein Befremden darüber ausgesprochen, daß solche Kunst bislang so- 
wenig bekannt war. 
Dem leider zu früh verstorbenen Professor vr. Guby in Wien gebührt 
das Verdienst, mit Nachdruck wieder hingewiesen zu haben auf den hohen 
Kunstwert der Abteikirche von Engelszell. Er hat sich eingehend mit 
ihrer Bau- und Kunstgeschichte befaßt und hat die Ergebnisse seiner For¬ 
schungen in einer eigenen Schrift „Die Stiftskirchen zu Wilhering und 
Engelszell" niedergelegt. 
Durch die Darlegungen Gubys ist nun tatsächlich der Erweis dafür 
erbracht, daß Abt Leopold Reich! für die Ausschmückung seiner Kirche in 
der Hauptsache dieselben Künstler herangezogen hat, die schon in Wilhering 
75.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.