annehmen wolle; die Stunde, da er tiefbeglückt die Antwort in Händen
hielt, die ihm die Gewährung seiner Bitte zusicherte; die Stunde, in der
er, von der Gnade getragen, leichten Herzens Abschied nahm von Eltern-
haus und Familie, um fürderhin einer anderen Familie einverleibt zu
werden, in der er nach des Heilands Versicherung „hundertfachen" Ersatz
finden würde für das, was er in der Welt zurückgelassen.
Und fort ging's dann, der neuen Heimat entgegen. Und wie diese
nun aus der feierlichen Stille des anmutigen Talgrundes zum erftenmale
zu ihm heraufgrüßte, füllten heilige Freude und inniger Dank gegen Gott
feine junge Seele. —
„Aus dem Tannenwipfel ragte
Eines Türmleins spitzer Kegel:
First und Giebel eines Klosters
Nach St. Benediktus Regel."
(„Dreizehnlinden")
Fast will ihn für einen Augenblick ein Bangen befchleichen beim Ge¬
danken an all das Nene und Unbekannte, was hinter diesen Mauern
wohl auf ihn warten würde. Doch ist es schnell überwunden und mutig
zieht er die Glocke. Bruder Pförtner erscheint, fragt freundlich nach feinem
Begehr und meldet ihn dem Abte. Und nach wenigen Augenblicken schon
steht er dem gegenüber, der ihm in Zukunft Vater sein soll. Er fühlt
es auch bald, daß er an ihm wirklich einen Vater gefunden und daß er
sich hier daheim fühlen kann und darf.
Für die ersten Tage bleibt er noch in der Wohnung der Gäste. Dann
führt ihn der Novizenmeister ein in die Grdensgemeinde, in das Noviziat
zu seinen jungen Mitbrüdertt, die ihn herzlich willkommen heißen. Nun
kann er sich schon alles mehr aus der Nähe ansehen, darf auch die Übungen
der Grdensgemeinde mitmachen; und so lernt er fein neues Leben nicht
bloß kennen, sondern auch lieben und schätzen. Mit Sehnsucht erwartet
er darum den Tag, an dem auch er das Kleid des Grdens erhalten soll.
Und dieser Tag kommt. Wie immer versammelt sich die Grdens-
gemeinde früh morgens im Kapitelsaale. Heute ist aber die Stimmung
freudiger, gehobener noch als sonst. Denn eben, nach der gewohnten Lesung
aus der heiligen Regel, tritt der Novizenmeister vor seinen Vater Abt mit der
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