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kamen am meisten jene Gestalten von Heiligen entgegen, welche die
christliche Kirche als Reiter und Kämpfer darstellt: den hl. Georg als
Drachentöter, den Heiligen der Franken: St. Georg (zwei im Bezirk),
den hl. Michael (Naarn), den hl. Martin (Pergkirchen). Eine be¬
sondere Stellung nimmt der hl. Nikolaus als Kirchenpatron ein: die
alten Deutschen bevölkerten ihre Gewässer gerne mit Wassergeistern
(Neck — Nixe, der Name Neckar!). Es lag nun nahe, den dem Christen¬
tum gewonnenen Heiden als Wasserheiligen den St. Nikolaus zu geben,
dessen Namensähnlichkeit die Grundlage hiezu gab. (Mauthausen, Hof-
Kirchen, St. Nikola.)
In bezug auf die Besiedlung unseres Gebietes ist noch von Wichtig¬
keit, daß sich aus den Namen der Ortschaften noch die ursprünglichen
Wohnsitze der Kolonisten erklären lassen. Saxen, Sasendorf, Saxeneck,
Saxen bei Pabneukirchen, Sachsenbichel sind Erinnerungen an die Be¬
setzung des Gebietes durch die Sachsen, welche Karl der Große in ver¬
schiedenen Gegenden ansiedelte. Aehnliches ist der Fall bei den mit
„Franken" zusammengesetzten Orten (Frankenburg, -berg). Die fränki¬
schen Ansiedlungen find erkennbar an den Namen mit der Endung
— reut — schlag — Hausen — heim — bach.
Heber die Siedlungsart wäre zu erwähnen, daß das Haufendorf be¬
sonders im Machland vorherrschend und charakteristisch ist für die
nieder gelegene, fruchtbare Ebene. 76 Prozent der Bevölkerung leben
hier in geschlossenen Ortschaften. Einzelsiedlungen trifft man im bergi¬
gen Mühlkreis. Die Hausform ändert sich wenig bei den zähen Lebens¬
gewohnheiten der Mühlviertler. Er bleibt bei der ihm lieb gewonnenen
und praktischen Haus- und Hofform. (Bierkant, Dreikant, Hakenform.)
Mit einem Blick kann der Bauer fein Haus mit dem Hof übersehen.
Iakobskapelle; Kirche.
Perg, aus einer Mühlsteinbrechersiedlung entstanden, gehörte einst
zur Pfarre Naarn. Die Bewohner von Perg waren gezwungen, wollten
sie das Gotteshaus besuchen, den dreiviertelstündigen Weg nach Naarn
anzutreten. Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse, der Empfang der heiligen
Sakramente waren nur ermöglicht, wenn der Weg nach Naarn zurück¬
gelegt wurde.
3n Perg war ursprünglich nur eine Kapelle, dem hl. Jakob, dem
Schutzpatron von Perg, geweiht. Diese Kapelle wurde 1416 erbaut und
ist das Presbyterium unserer Pfarrkirche am Hauptplatz. Ilm die
Kapelle war auch die erste Friedhofsanlage. Die Iakobskapelle war
17.28 Meter lang und 13.28 Meter breit.
Im Jahre 1416, am Mittwoch nach dem St. Urbanstag, stifteten der
Nat des Marktes Perg und Konrad Pestel, Bürger zu Freistadt, mit
Gunst und Willen des ehrbaren Herrn Iörgens, damals Pfarrer in