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(Naarn) zeigen sich zur Karolingerzeit lebhafte Fortschritte der Kultur.
Ein katastrophales Ereignis für das Machland war der hereinbrechende
Ungarnsturm. Nach dem Tode Arnulfs 899 machten die Ungarn einen
verheerenden Einfall längs der Donau bis zur Enns. Da um 900 selbst
die Ennsburg dem Ansturm der Ungarn nicht standhalten konnte, war
das ganze Frankenland dem Feinde preisgegeben. Mit dem Siege der
deutschen Waffen über die Ungarn auf dem Lechfelde bei Augsburg
(10. August 955) und der zweiten Gründung der Ostmark trat wieder
Beruhigung ins Land. Bischof Piligrim von Passau ließ sich angelegen
fein, die Besitztumsrechte der Passauer Kirche, die während der Ungarn¬
zeit in Vergessenheit geraten waren, wieder aufzufrischen. Auf einer
Synode erscheint 985 Naarn (Nardina) als Zehentort für die Anwohner
der Aift und Naarn.
Zur Zeit der Babenberger war unsere Gegend ideales Jagdgebiet
für die Babenbergerherzoge; in den Bergen großer Wildreichtum, in
der sumpfigen „Pergerau" gab es Auwild mannigfaltigster Art. Mit
dem Ende des 13. Jahrhunderts war im Mühlviertel die Kolonisation im
großen und ganzen vollendet und zeigte nun das Wesen einer fort-
schreitenden, friedlichen Entwicklung. Es wurden keine Eingeborenen
verdrängt, die Feinde, mit denen die Ansiedler zu kämpfen hatten,
waren der Urwald mit seinen wilden Tieren.
Wichtige Fingerzeige für die Stammeszugehörigkeit der Siedler
geben uns die Ortsnamen: Wir finden eine große Zahl von Orten mit
der Endsilbe „ing", der ausgesprochenen bayerischen Endung. Aber
nicht nur die Ortsnamen lassen den Ursprung ihrer Gründer erkennen,
auch die Form der Anlage der Siedlung lehrt uns ihren Ursprung er¬
kennen. Während die entschieden slawische Anlage eine Ringstellung
der Häuser um einen runden Platz vorzieht (z. B. St. Georgen a. G.,
Abwinden, Mitterkirchen, Eizendors), lieben die Bajuvarenansiedler
zwei geradlinige Häuserreihen an der Straße. (Münzbach, Pabneu-
Kirchen.)
Mit dem Eindringen der Bayern und Franken in Oberösterreich,
und damit in unserer Gegend, ist nicht etwa das Verschwinden der
Slawen gleichbedeutend. Diese hielten sich noch längere Zeit und noch
in der Gegenwart ist der slawische Einschlag erkennbar. Wahrscheinlich
wurde den Bajuvaren hinsichtlich ihrer Kolonisierung in dem Gebiete
Ober-Sebern — Perg — Mitterkirchen durch die „Florianer" schon
vorgearbeitet. Die fruchtbaren Landstrecken wurden gleich anfangs
dichter besetzt, wodurch auch das Christentum (von Arbing aus) einge¬
führt wurde. Erst später kamen die unwirklichen Berggegenden in den
Bann der Kultur. Im Jahre 853 muß die Christianisierung im wesent-
lichen fest begründet gewesen sein. Der Charakter der Besiedlung durch
die Bajuvaren zeigt sich auch in der Widmung ihrer Kirchen zu Ehren
gewisser Heiliger. Dem kriegerischen Sinn der heidnischen Germanen