27
Die Bedeutung der Bodenschätze für Perg.
Für Perg ist von jeher die Steinindustrie von größter Bedeutung ge¬
wesen. Entstand doch der stattliche Markt Perg aus einer Siedlung
von Mühlsteinhauern und Steinarb-eitern und finden wir -auch die ältesten
bescheidenen Häuschen im Obervormarkt um den Mühlsteinbruch
„Scherer". Sowohl die Granitsteinbrüche im Naarntal wie auch die
Mühlsteinbrüche, durch Jahrhunderte in Betrieb, ermöglichten das
rasche Aufblühen des Marktes. (Die Geschichte der Mühlsteinindustrie
von Perg wird in einem eigenen Abschnitte ausführlich behandelt.) Den
Perger feinkörnigen Granit schätzt man besonders. Wir finden Granit-
sieine aus Perg im tiefen Ungarn, die größte Eisenbahnbrücke über die
Donau bei Cernavoda in Rumänien, Säulen, Stufen und Platten des
Parlaments in Wien stammen zum Teil aus den Perger Steinbrüchen.
Schon 1828 sandte man aus dem Donauweg Pflastersteine nach Wien,
doch entfaltete sich die Ausfuhr derselben in größerem Maße seit 1873,
leider derzeit ganz minimal, auch die Perger Steinindustrie leidet unter
der gegenwärtigen Wirtschaftskrise. Der beliebte Perger Granit (Besitzer
Herr Ing. Poschacher, Mauthausen) findet Verwendung bei Sockeln, für
Monumente, wie zum Beispiel beim Werndl-DenKmal in Steyr, beim
Hasner-Denkmal in Bad Ischl, beim Brunnen auf der Freyung in
Wien und beim Iustizpalast in Wien. Die Verwendung des Granits bei
Bauten reicht in jahrhundertealte Vergangenheit zurück, wie die
Granitquadern der Kirche in Perg und das Portal des Sebastiani-
Friedhoses in Perg mit der Jahreszahl 1518 beweisen.
Zu den Bodenschätzen ist auch noch der weiche Sandstein zu zählen,
der als Bausand beste Verwendung findet, sowie auch der Ton, der
damals ein blühendes Gewerbe von Perg, die Töpferei, begünstigte und
Perg wegen der guten Qualität der Ware bestens bekannt machte. Von
den vier Hafnern in Perg waren in letzter Zeit nur mehr zwei in ihrem
Fach tätig (Herr Rohrleitner, Herr Kunze-Wilhelm), heute ruht das Ge¬
werbe vollständig. Die großen Mengen von Lehm begünstigten auch die
Ziegelbrennereien, 1929 wurde der Ziegelosen bei Zeitling aufgelassen.
Besiedlung.
Das Mühlviertel mit seiner Eigentümlichkeit, „der buckligen Welt",
von Kaiser Max I. als „faltiger Reitermantel" verglichen, war einst ganz
von dunklen Nadelwäldern bedeckt, die die Bezeichnung „Schwarz-
viertel" rechtfertigten.
Verhältnismäßig spät erst begannen deutsche Ansiedler den Urwald
zu lichten. Der Boden mußte Schritt für Schritt mit der Axt erobert
werden, um Platz für die Siedlung zu schaffen. Natur- und Menschen-
arbeit in ihrem Zusammenwirken haben das Land geschaffen und