22
Granit durch Schlämmung gewonnenen Reinkaolins wird bei der
Papiererzeugung als Füllstoff verwendet.
Das Tertiärmeer und seine Ablagerungen.
Von der mehrere hundert Millionen Jahre zurückliegenden Altzeit
(Paläozoikum) cm bis zum Beginn der geologischen Neuzeit (Reozo-
ikum), also während der ganzen geologischen Mittelzeit (Mesozoikum)
war unser Gebiet, wie schon erwähnt, Festland. Es war ein tropisches
Bergland. Ablagerungen sind uns aus diesem mittleren Zeitabschnitt
nicht erhalten, nur die ruhigen, ausgeglichenen Altformen der Mühl-
mertler Landschaft erinnern an jene Zeit. Bor etwa 69 Millionen Jahren,
an der Schwelle zur geologischen Neuzeit, trat ein Ilmschwung in dem
bisher gleichmäßig abrollenden geologischen Geschehen unseres Gebietes
ein: weite Teile des Altlandes sanken unter den Meeresspiegel, wurden
Meeresboden. Ausgedehnte Landstriche, welche durch undenklich lange
Zeit Festland waren, überflutete das Meer. Dieses geologische Er¬
eignis einer ausgebreiteten Senkung des Landes fällt zeitlich mit der
Aufrichtung eines neuen jungen Gebirges im Süden unseres Gebietes
zusammen. Aehnlich wie in der geologischen Allzeit das böhmische
Massiv als Gebirge sich erhob, ist jetzt ein neues Gebirge südlich davon
im Entstehen: Die Alpen. Die Verschiebung und Auftürmung der ge¬
waltigen alpinen Schichtmassen drückte das nördliche Borland in die
Tiefe. Das Land sank, das Meer drang über weite Gebiete des alten
kristallinen Grundgebirges vor und brandete dort, wo heute Perg
liegt.
Wir sehen, wie die großen, langsamen Bewegungen der Erdkruste
über weite Gebiete miteinander in Berbindung stehen und wie Er¬
eignisse einen sinnvollen Zusammenhang erkennen lassen, die zunächst
unerklärlich erscheinen. — Die vom Festland durch die strömenden Ge¬
wässer abgefrachteten Stoffe kommen im Meere wieder Zur Ablagerung
und teilweisen Ausscheidung: so sind die tonigen und sandigen Ab¬
lagerungen am heutigen Südrand des kristallinen Grundgebirges, im
Becken von Gallneukirchen, die Sandsteine von Perg und Wallsee, wie
überhaupt die tonigen und sandigen Mergel (Schlier) des ganzen Alpen¬
vorlandes als die küstennäheren oder küstenferneren Absätze dieses
Meeres anzusehen. — Es war ein tropisches, warmes Seichtmeer, wie
sich dies aus den Fossilien schließen läßt, die sich in den Ablagerungen
häufig finden: z. B. Haifischzähne, Fischschuppen, Knochen großer
meerbewohnender Säuger (Seekühe). Auch Reste tropischer Pflanzen
kommen vor. — So wurden als Seltenheit im Jahre 1899 Teile des
Schädels einer Seekuh im Perger Sandstein gefunden und das Tier zu
Ehren von Perg durch Professor F. Toula (Wien) als
pergense bezeichnet. Später hat Professor O. Abel festgestellt, daß die