Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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österreichische Bauernstube, roo er mit seiner Gattin auf kleinem 
Tischchen seine bescheidenen Mahlzeiten einnahm und ihm das Essen 
besonders mundete, wenn seine Gemahlin ihm erzählte, daß die oder 
jene Speise aus Perg, aus der eigenen Wirtschaft stamme. Aber auch 
in dieser Stube war in der harten Kriegszeit Schmalhans Küchenmeister. 
Nach Tisch aß der Verstorbene täglich auf Anraten feines Arztes 
„Nervenkost", trockene Nußkerne, eine kleine Tasse voll, denn Nerven¬ 
kraft brauchte der Mann, der durch zwanzig Jahre täglich bis in die 
zweite Morgenstunde arbeiten mußte. Im Schlafzimmer hing über dem 
Bette das Telephon, das ihm gar oft die Nachtruhe gestört haben mag. 
Ein Bad vor dem Schlafengehen, ein Bad in früher Morgenstunde war 
die Kräftigung für die übermüdeten Nerven. Frisch und mit neuer 
Kraft ging er dann an sein Tagewerk, immer freundlich gegen seine 
Untergebenen, wohlwollend, helfend. — Im Salon hatte er ein Modell 
feines Perger Heimes stehen, ein Bild von seinem Geburtshaus, eine 
große Photographie Kardinal Piffls mit Widmung und einen Granit¬ 
stein mit eigenartiger Inschrift: „Dieser und sonst keiner soll in das 
Polizeipräsidium kommen." 
Oberösterrelcher im Wachekorps. 
Bon Oberösterreich suchte sich Dr. Schober auch gerne seinen Nach¬ 
wuchs für feine vorbildliche Polizei. Bekannt ist die Strenge, die bei 
der Aufnahme geübt wurde: Kräftige, verläßliche Menschen aus dem 
oberösterreichischen Landvolk, treue Mithelfer in seinem großen Werk, 
das war seine Befriedigung. Wie vielen Oberösterreichern verhalf er 
zu einer Existenz aus reiner Menschenliebe. 
Perger mit Leib und Seele. 
Seine Schulkameraden kannte er immer und sprach sie mit dem 
freundschaftlichen „Du" an. Er erkundigte sich um die Ortsneuigkeiten 
und war über alle Perger Angelegenheiten eingehend informiert. Als 
ihn der Schreiber dieser Zeilen vor kurzer Zeit scherzweise fragte, 
warum er als Bürger der Sauzipfgemeinde Perg (so wird scherzhalber 
der untere Teil der Herrenstraße genannt, wo Dr. Schober seinen Besitz 
hat), anläßlich der Pflasterung der Straße, nicht auch mitdemonstriert 
habe, da lachte er und meinte, er wäre nicht verständigt worden; aller- 
dings hätte er als Ehrenbürger von Perg doch nicht gut mittun können. 
Dr. Schober erkundigte sich oft um die Stammtischgäste bei der ehe¬ 
maligen Hoser-Runde oder bei der Weichselbaumer-Mutter (Gasthaus 
Reisinger), besuchte des öfteren vormittags den Schulfreund Fries im 
Weinhaus, besah sich das Iugendbildnis der dortigen „Scherergemeinde" 
und bedauerte, als Polizeipräsident aus diese Freuden verzichten zu 
müssen. Auf die Frage, warum er zu den gehässigen Angriffen in letzter
	        
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