Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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„(Soft halt in Gnaden treue Wacht 
im deutschen Hause, Tag und Nacht!" 
Nun galt der erste Weg seinem geliebten großen Garten. Jeder Busch 
und Baum wurde besichtigt, er freute sich der Rosen- und Blumenpracht, 
begrüßte seinen Nachbar mit freundlichem „Grüß Gott, wie gehts?", 
besichtigte eingehend seine kleine Musterwirtschaft, konnte sich kindlich 
freuen im Geflügelhof, beim Taubenschlag, im Hühnerhof, im Biehstall. 
Im Birkenhaus im Garten war an schönen Tagen sein Arbeitstisch, 
denn der Kurier brachte täglich eine dickgesüllte Tasche wichtiger Akten. 
In der Zeit zwischen 16 und 18 Uhr mußte das Dringendste erledigt sein. 
Die Badewanne neben dem Gartenhaus diente zur Abkühlung und 
Erholung. Als Bienenfreund fehlte auch das Imkerhaus im Garten 
nicht. 
Dr. Schober als Gastgeber. 
In der oberösterreichischen Bauernstube vereinigte sich Liebe zum 
Bolkstum mit vornehmem Geschmack. Wie gemütlich der Herrgotts¬ 
winkel, beim schweren Tisch unter der dunklen Holzdecke. Wie heimisch 
fühlte sich Kardinal Piffl bei seinem Besuch in dieser lauschigen Ecke, 
der den Ausspruch tat: „Wäre ich nicht der Piffl, so möchte ich der 
Pfarrer von Perg fein." Feinen Humor und schalkhafte Sprüche ver¬ 
künden die Wandteller. Als kostbarstes Andenken steht in einer hohen 
Glasvitrine die über einen Meter lange Papstkerze, die der Staats¬ 
mann Schober von seinem Besuch im Batikan zu Ostern vor drei 
Iahren empfing. In der gemütlichen Ecke der Bauernstube bewirtete 
Schober seine Gäste auch auf oberösterreichische Art, kredenzte Eigenbau- 
Most erster Qualität, „der schmeckt besser als Champagner, wie er perlt, 
der gute Landtrunk". Für die Damen hatte die fürsorgliche Gattin 
Liköre aus Früchten der Heimat, Brombeeren und Heidelbeeren vom 
Naarntal, gebraut. Als guter Katholik war bei Schober der Freitag 
stets Fasttag. Eine besondere Freude waren ihm Fische aus der Naarn 
und noch zwei Tage vor seinem Tode aß er in Guttenbrunn mittags 
Forellen, die tags vorher sich noch in der Naarn tummelten. 
Einfacher Bürger. 
In Perg zeigte sich Dr. Schober selten in Uniform und den Abzeichen 
seiner Würde, selbst die Besuche der Bundespräsidenten Hainisch und 
Miklas, wie jener Kardinal Pissls trugen privaten und herzlichen 
Charakter. Nur zweimal machte Dr. Schober eine Ausnahme, anläßlich 
einer Hochzeitsfeier in Windhaag bei Perg im Forsthaus Greinöcker 
und bei einer Hochzeitsfeier in der Familie seines Bruders Karl 
Schober.
	        
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