Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

198 
Ewigkeit. Dabei konnte sich Schober freuen wie ein Kind, wenn er 
von solchen Ausflügen sprach. „Wir fahren in der Früh bis Pierbach, 
bestellen beim Wirt ein Mittagessen, dann steigen wir zur Ruine hinauf 
und bis wir zurückkommen, ist gerade Zeit zum Essen. Nachmittag 
fahren wir dann auf einem Umweg zurück und machen zu Hause noch 
einen feschen Bierabend." Irgend ein Kurier mit einer vollgepfropften 
Aktentasche, ein Telephongespräch aus Wien oder ein anderes Hinder¬ 
nis haben dann meistens einen Strich durch diese Ausflugsrechnung 
gemacht, es ging wieder an die Arbeit oder nach Wien und: „Adieu, 
aber, sobald ich wieder heraufkomme, ganz bestimmt!" 
Die Coburgs in Königswiesen, sieben Gehstunden von Perg ent¬ 
fernt, hatten Schober vor mehreren Iahren eingeladen, einige Wochen 
dort zuzubringen, ein reizend eingerichtetes Jagdhaus zur Verfügung 
gestellt und als besondere Attraktion hatte der Oberförster einen mäch¬ 
tigen Zehnender bestätigt, den Schober, der früher einmal ein bißchen 
Jäger war und einen herrlichen Iagdstutzen besaß, zur Strecke bringen 
sollte. Wir sprachen von der Sache und das Projekt hatte viele Vor¬ 
teile. Im Jagdhaus gab es kein Telephon, der Weg bis dorthin war 
für Kuriere nicht gerade der kürzeste, es war also einigermaßen Ge¬ 
wißheit für Ruhe und wirkliche Erholung gegeben. Aber es blieb auch 
diesmal bei dem Projekt, aus einem Dutzend und mehr Gründen, und 
der Zehnender hat seither noch einige Enden mehr aufgesetzt, wenn er 
inzwischen nicht der Kugel eines anderen Jägers zum Opfer gefallen 
ist. „Sehen Sie, wenn etwas passiert, bis man da nach Wien kommt, 
vergeht eine halbe Ewigkeit," damit hatte sein Pflichtbewußtsein die 
Angelegenheit erledigt. Der Iagdstutzen blieb unbenützt in der Ecke, 
ebenso wie die englische Fischerrute, ein Geschenk seines Schwieger¬ 
vaters, mit der wir gemeinsam „ganz bestimmt das nächste Mal" 
Forellen fischen wollten. Sommer um Sommer verging und wenn ich 
mich nicht allein aufgemacht hätte, wären die Forellen nie in die Glas¬ 
veranda in Schobers Häuschen gekommen. 
Als das Ehepaar Schober vor mehr als zwanzig Iahren den kleinen 
Besitz in Perg käuflich an sich brachte, konnte das alte Bauernhaus, das 
eigentlich nur zwei bewohnbare Räume hatte, selbst den bescheidensten 
Ansprüchen nicht genügen. „Nachdem wir die Kaufsumme ausbezahlt 
hatten," erzählte mir der „Villenbesitzer" Schober einmal, „blieben uns 
ganze fünf Gulden. Nicht ein Kreuzer mehr. Aber wir haben das 
ganze Jahr gespart und was wir zurücklegen konnten, in das Haus 
hineingesteckt." So sind nach und nach einige reizende kleine Man¬ 
sardenzimmer entstanden, der Wohnraum an der Stirnseite des Hauses 
wurde in eine stilechte Bauernstube umgestaltet, die manches wertvolle 
Andenken enthält, auf dem Dachboden Mauern eingezogen und dadurch 
Räume geschaffen, in denen sich mancherlei unterbringen ließ, und für 
ein Badezimmer fand sich im Erdgeschoß noch ein Platz. Wenn Schober
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.