Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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die Quelle seiner leidenschaftlichen Hingabe für sein österreichisches 
Vaterland, das er einer besseren Zukunft entgegenführen wollte. Der 
Unsumme von Arbeit, die er auf sich genommen hatte, war sein Organis¬ 
mus auf die Dauer nicht gewachsen und nicht gewachsen war er, der 
vornehme, edeldenkende Charakter, der grundgütige, hilfsbereite Mensch, 
nicht den Methoden, die von politischen Gegnern im häßlichen Partei- 
Kamps gegen ihn angewendet wurden, der das Beste wollte für Volk 
und Staat und feine Heimat. 
Biel zu selten kam Schober nach Perg, um ein wenig auszuspannen, 
und es waren eigentlich immer nur wenige Stunden oder ein Nach¬ 
mittag, den er in seinem Garten zubrachte. „Wenn ich die Urlaubszeit 
zusammenlegen wollte, die ich in den letzten zwanzig Zahren nicht in 
Anspruch genommen habe, ich könnte länger als zwei Zahre auf Ferien 
gehen," sagte er vor nicht allzulanger Zeit, und dieser Raubbau an seiner 
Gesundheit, den er seit Jahr und Tag betrieb, dieses nächtelange Sitzen 
beim Schreibtisch, sie haben mit dazu beigetragen, daß das Herzleiden, 
das Schober zur Borsicht hätte mahnen sollen, so rasche Fortschritte 
machen konnte. Schober war auf das Wohlbefinden jedes einzelnen 
seiner Beamten bedacht — aus dem Sanatorium Guttenbrunn, selbst 
schon schwer leidend, forderte er noch einen seiner engeren Mitarbeiter 
in der Polizeidirektion auf, endlich den Urlaub anzutreten — nur für 
sich selbst wollte er die Worte Ruhe und Erholung nicht gelten lassen. 
Wenn ich, wie das vorkam, um Mitternacht sein Arbeitszimmer ver¬ 
ließ, nachdem wir bis zu dieser Stunde gearbeitet hatten, trotzdem 
Schober bereits einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, konnte er 
lächelnd sagen: „Was? Gute Nacht? für mich ist noch lange nicht 
Gute Nacht!, jetzt muß ich erst anfangen. Schauen Sie, wie der Schreib¬ 
tisch aussieht, da muß manches bis morgen früh fertig sein!" Es war 
zwecklos, ein Wort dagegen zu sagen — „ich kann ohnedies nicht 
schlafen, wenn ich weiß, daß soundsoviel dringende Stücke auf meinem 
Tisch liegen," war seine Wort. Und selbst wenn er nach Perg fuhr, um 
ein bißchen „frische Luft" zu schöpfen, schleppte er eine Aktentasche mit, 
die sich sehen lassen konnte, und was noch fehlte, das brachte pünktlich 
am nächsten Tag ein Kurier der Polizeidirektion und damit zog sich 
Schober gleich nach dem Essen in sein bis an die Decke mit Regalen 
und Büchern angefülltes Arbeitszimmer zurück und der geplante 
„längere Spaziergang" fiel wieder einmal ins Wasser. Allerlei wurde 
bei solchen Gelegenheiten geplant, wenn Schober in Perg war. Wagen¬ 
ausflüge ins hinterste Naarntal, zu der besonders interessanten Ruine 
Ruttenstein, die in der Knabenzeit oft das Ziel der Wanderung war, 
dorthin und dahin, aber es blieb meistens bei der guten Absicht und 
mit einem: „Diesmal geht's wieder nicht, wir müssen die Partie auf 
das nächste Mal verschieben, aber dann ganz bestimmt," war das 
Projekt erledigt. Die meisten dieser Touren blieben vertagt bis in die
	        
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