Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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Schnepfs, Doktors der Theologie und Universitätsprofessors in Tübingen, 
statt, mit welcher Dr. Lansius 17 Jahre in kinderloser Ehe sehr glücklich 
verlebte und deren er anläßlich des Todes der geliebten Gattin in einer 
gedruckten Klageschrift schmerzlich gedachte. 
Nach dreijähriger Witwerschaft vermählte sich Dr. Lansius mit der 
verwitweten einzigen Tochter des gewesenen hochgeachteten Bürger¬ 
meisters von Tübingen, Rudolf Kaspar, namens Anna Maria, am 
16. Februar 1624, mit welcher er 34 Jahre vermählt war. Dieser Ehe 
entsproßt eine einzige Tochter, Maria Susanna, welche an den hoch- 
gelehrten Wolfgang Adam Lauterbach, beider Rechte Doktor und 
Universitäts-Professor in Tübingen, vermählt war und ihrem Gatten 
eine Anzahl braver Kinder geschenkt hat. 
Am 13. Mai 1666 war Dr. Lansius vom Herzog Friedrich von 
Württemberg zum ordentlichen Professor am Fürstlichen Collegium 
Illustre (Adelshochschule) bestellt worden, welches Amt der Ernannte bis 
zur zeitweiligen Schließung der Anstalt — infolge der Kriegsverhältnisse 
— bis zum Jahre 1628 derart rühmlich verwaltete, daß er sich damit so¬ 
wohl im Inlande wie im Auslande einen unsterblichen Namen schuf. 
Hier führte er jene Ordnung ein, die er selbst, sowohl in der elterlichen 
Erziehung, wie auch in manchen Schulen kennen und üben gelernt hatte. 
Als Lehrer war Lansius gewohnt, die Jugend sorgsamst zu unter¬ 
richten und ihr Interesse für den eben zu behandelnden Gegenstand zu 
wecken. Die Vorschriften der Beredsamkeit glaubte er z. B. nicht 
genug zu erfüllen, wenn er nicht auch die besten Autoren redend vor¬ 
geführt und feine eigene Rede, die Borbilder nachahmend, darnach ge¬ 
staltet hätte. Die Naturwissenschaften wollte er seinen Zöglingen nicht 
so sehr aus Büchern, als aus der offenen Erscheinung vermitteln. Er 
verstand es auch, seine Schüler auf die packendste Meise in die Mathe¬ 
matik einzuführen. Bei seinem methodischen Borgange kamen ihm 
die Erfahrungen seiner zahlreichen Reisen überaus zu statten und so 
wird es erklärlich, daß das Collegium Illustre Tübingens die blühendste 
Anstalt für Deutschlands vornehme Jugend und Lansius der Sokrates 
und Solon dieses Institutes genannt wurde. Letzteren Beinamen er¬ 
warb er sich insbesondere dadurch, daß er 1669 und 1615 über fürst¬ 
lichen Auftrag das beste Statut für das Collegium ausarbeitete. Lansius 
trug auch Geschichte und Recht, zuerst einzeln und dann auch vereint, 
zu verschiedenen Zeiten in unvergleichlicher Weise vor. Was den Unter¬ 
richt in Geschichte betrifft, suchte er denselben unter anderem durch eine 
große Menge der seltensten Münzen aus den ältesten Zeiten, die er auf 
seinen Reisen gesammelt, zu unterstützen. Kaiser Ferdinand III., der 
von dieser seltenen Sammlung Kenntnis erlangt hatte, lud deshalb 
Lansius mit seiner Münzensammlung an den kaiserlichen Hof. Lansius 
zog es indes vor, seinen Münzenschatz an den kaiserlichen Hof zu 
schicken. Hiefür wurde er vom Kaiser mit einem Ehrenhonorar und
	        
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