Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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getröstet zu werden, anderseits aber, um durch die Erinnerung an das 
sanfte und fromme Ableben und das letzte Lebewohl die wehmütigen 
Tränen des Sohnes zu trocknen. 
Nach etwa drei Monaten kehrte Thomas nach Tübingen zurück und 
suchte durch eifrigstes Studium — Tag und Nacht — die Nachteile der 
Unterbrechung auszugleichen. 
Nach einem Jahre finden wir den jungen Lanß abermals in seinem 
Vaterland (1598), um nach dem Tode seines Vaters die häuslichen Ver¬ 
hältnisse in seinem und der Seinen Namen zu ordnen. Dabei gab es bei 
der Erbschaftsverteilung nicht den mindesten Streit oder Wortwechsel, 
alles wurde in Eintracht geordnet und Lanß konnte mit dem Gefühle 
innerer Befriedigung zu den geliebten Studien zurückkehren. 
Nachdem er noch in der nächsten Zeit manch berühmte Stadt besucht 
und die Bekanntschaft großer Männer leicht erreicht hatte — ihm ging 
überallhin bereits ein berühmter Name voraus — besuchte er noch ein¬ 
mal, gesund und wohlbehalten, seinen Geburtsort. Nach der Ruhe 
einiger Wochen, zu Anfang des Frühlings 1600, wird sein Name ln 
einem wissenschaftlichen Rechtsstreite zu Marburg, den er mit großem 
Erfolge durchführte, rühmlichst genannt. Bis zum Jahre 1601 verweilte 
Lanß daselbst und bereitete sich durch Studium der Sprachen zu den 
europäischen Wanderungen vor. 1602 besuchte der junge Gelehrte 
Frankfurt am Main, das er von früher her schon, gelegentlich der 
Frankfurter Messe, kennen gelernt hatte, um dann nach Paris zu 
gehen, wobei er sich an Adam Höltzel, einen vornehmen Oesterreicher, 
anschloß, um den Hof, die Hohe Schule und den berühmten Handel 
kennen zu lernen. Im März 1603 verließ Lanß Paris, durchwanderte 
die Champagne, Lothringen, Elsaß, die Markgrafschaft Baden, 
Schwaben, Franken, Hessen, die Herzogtümer Braunschweig und Lüne¬ 
burg, Bremen und Oldenburg, Westfalen, Friesland, das verbündete 
Belgien, die Herzogtümer Geldern, Cleve und Berg, Köln und Trier, 
das Herzogtum Luxemburg, Hannover, Flandern und Brabant. Von der 
französischen Küste aus gelangte er über das Meer nach Englands 
Hauptstadt und zurück nach Frankreich und Paris. Lanß verlangsamte 
absichtlich seine Reise, aber die Verzögerung war für ihn sehr fruchtbar. 
1604 wandte sich unser junger Gelehrte nach Rom und von dort 
neuerdings nach England, dann nach Süddeutschland und an den Rhein, 
von welcher Reise er glücklich zurückkehrte. In einer längeren und 
letzten Reise ging es nach Ungarn und Böhmen, woselbst (in Prag) der 
kaiserliche Hof sich aufhielt. Am Schlüsse seiner Reisen finden wir 
Lanß in Tübingen, woselbst er von dem berühmten Rechtsgelehrten 
Dr. Harprecht am 3. September 1604 zum Doktor beider Rechte 
promoviert wurde. Am Tage seiner Promotion fand auch die Vermäh¬ 
lung Lanßens — nunmehr nach damaliger Gelehrtensitte in Lansius 
latinisiert — mit Susanna, der ausgezeichneten Tochter Theodorich
	        
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