Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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bewandert war, besorgt wurde. Mit 14 Zähren verließ Thomas seinen 
Geburtsort, um an das berühmteste Gymnasium des Landes, die Land- 
schaftsschule in Linz, abzugehen. Hier machte er unter der sorgsamen 
Pflege seiner Lehrer, unter denen er besonders das Andenken an Georg 
Ealaminus rühmend hervorzuheben pflegte, große Fortschritte. Sein 
Lerneifer war so groß, daß er die talentiertesten seiner Mitschüler über¬ 
traf. So vollendete er das 16. Lebensjahr, als seine Urteilskraft über 
sein Alter weit hinaus gereift war. Er machte während dieser zwei 
Jahre in der griechischen wie in der lateinischen Literatur solche Fort¬ 
schritte, daß seine Lehrer ihn nach Hause entließen mit dem Rate an die 
Eltern, den Sohn unverweilt an Akademien zum Antritte höherer 
Studien zu entsenden. 
Bald darauf begannen sich die Verhältnisse für den Protestantismus 
in Oesterreich zu feinen Ungunsten zu ändern. Am 8. Mai 1597 erschien 
eine Resolution des Kaisers Rudolph II. aus Prag, welche alle protestan¬ 
tischen Prediger abschaffte. Thomas Lanß faßte infolgedessen den Ent¬ 
schluß, sein liebes Baterland zu verlassen und seine Studien im Auslande 
fortzusetzen. Durch eigenen Entschluß und durch der Eltern und Freunde 
Zuspruch bewogen, begab sich der junge Mann auf Reisen, da er den 
hohen Wert des Reifens für das Wachstum der Erkenntnis und Klug¬ 
heit noch vor dem Reiseantritt wohl zu schätzen gelernt hatte. Bon 
seinem Bater erhielt Thomas während seiner Reisen regelmäßig Briefe, 
deren innerer Gehalt unfern Thomas stets auf das höchste erfreute. 
Das Studium Lanßens war entsprechend seiner Wißbegierde ein 
vielseitiges: Die Schätze der lateinischen und griechischen Literatur und 
Kunst, wie auch die Pflege der orientalischen Sprachen, das Studium der 
Naturwissenschaften, insbesondere der Physiologie, zogen ihn an und 
beschäftigten seinen regen, nimmermüden Geist. Neben der Mathematik 
gab er sich noch dem Studium der Moralphilosophie, der Beredsamkeit 
und der Staatswissenschaften hin. Es erscheint selbstverständlich, daß 
unser Lanß zu den Hörern der berühmtesten Lehrer gehörte. Aus diesem 
Grunde zog er von Tübingen an die Universität Marburg in Hessen 
und von da zu längerem Studienaufenthalte nach Paris, woselbst er den 
fruchtbarsten Berkehr mit den hervorragendsten Gelehrten pflog. Noch 
nicht ganz 20 Jahre alt, überraschte er die Gelehrtenwelt mit einer sorg¬ 
fältig ausgearbeiteten Disputation „Ueber die Grundstoffe der natür¬ 
lichen Dinge", welche er seinem Bater, der in den Wissenschaften keines¬ 
wegs unbewandert war und dieselben ebenso wie die Literaten in Ehren 
hielt, in Ehrerbietung widmete. Im folgenden Jahre warf sich Lanß 
junior, ohne der Philosophie Lebewohl zu sagen, unter dem hochgelehr¬ 
ten Nikolaus Barnhüller mit allem Eifer auf das Studium der Rechte. 
In diesem Jahre (1597) wurde Thomas infolge Ablebens seiner from¬ 
men Mutter von seinem Bater nach Hause gerufen, um einerseits durch 
die Gegenwart seines hingebungsvollen Sohnes in seiner Witwenschaft
	        
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