Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

Ihr bebt die Hand mit dem rußigen Licht, 
Sein Mund bewegt sich, sie hört, wie er spricht: 
„Ich lasse dich nicht, eh mich nicht ruft 
Adelheid in der Totengruft. 
Nun bitt' für mich!" 
Sie bittet verzweifelt und ruft zu Gott, 
Da sieht sie. in der größten Not 
Durch einen Spalt ins Gewölbe hinein. 
Sieht Adelheid sitzend beim Kerzenschein, 
Den Blick gesenkt. 
Sie ruft sie an und bebt und fleht: 
„Den Armen an meinem Halse seht, 
Habt Erbarmen mit ihm, und auch mit mir, 
O schließt ihm auf die schwere Tür? 
Er fleht durch mich!" 
Dem Mädchen der Angstschweiß vom Kopfe rinnt, 
Da Adelheid schweigt, sie von neuem beginnt: 
„O teuerste Frau, erlöst den Mann, 
Befreit mich aus des Todes Bann — 
Gott lohnt Euch's gut. 
O Jesus, Marie! O heil'ge Kathrein! 
Fromm will ich all' mein Lebtag sein. 
Rur einmal vergib mir die Sünde noch!" 
Und sie späht wieder durch's Mauerloch, 
Doch — Adelheid schweigt. 
Die Zähne klappern im Mund der Dirn', 
Ihr ist, als glüh' ihr im Kopf das Hirn? 
Das grause Skelett hält am Halse sie fest, 
Der Schädel sich dreht, ihr sagt seine Gest': 
„Bitt' nochmals für mich!" 
Da schreit sie zum dritten Male hinein: 
„Erbarme dich seiner! Erbarme dich mein! 
Ich trage unter dem Herzen ein Kind — 
Die Liebe ist schuld! Ist Liebe denn Sünd'?" 
O Reitersmann! 
Run neiget sich Adelheid und lächelt gar mild, 
Denn die Prophezeiung — sie ist nun erfüllt. 
Zur selben Sekunde, am selbigen Ort 
Zerfällt das Gerippe, ist Staub und ist fort. 
Kathrein ist frei.
	        
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