Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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sehen und ritt nach Wallsee, um den treulosen Falkensteiner zur Rechen¬ 
schaft zu ziehen, wurde jedoch von diesem im Zweikampf getötet. Welcher 
Jammer im Schloß zu Mitterberg! Dieser neuerliche Schmerz trieb 
Adelheid fort von Mitterberg, niemand wußte, wohin! In Wallsee war 
Hochzeit. Blanca schritt mit Eberhard zum Altar- eine glänzende Schar 
von Rittern, darunter Hauser von Klamm, die Herren von Stein, 
Saxenegg, Klingenberg und andere begleiteten das Brautpaar. Da 
tauchte im Hintergrund der Schloßkapelle eine Dame in Trauerkleidern 
auf, schritt langsam gegen den Altar und mit Worten des Fluches stieß 
sie ein Schwert nach Eberhard, dem Ungetreuen. Entsetzt taumelte 
Eberhard, obwohl das Schwert nur seinen Mantel getroffen, zurück. 
Adelheid — dies war die Dame in Schwarz — stürzte sich nun in 
das Schwert und leblos sank sie vor dem Altar hin. Die Kirche war 
entweiht, Eberhard gebrandmarkt, man sah ihn nie wieder. Blanca 
nahm den Schleier. Adelheid wurde, wie sie ihrer Mutter im Traume 
aufgetragen zu tun, im Totengewölbe zu Altenburg bei Münzbach-Perg 
beigesetzt. Doch sollte sie keine Ruhe haben. In diesem Gewölbe, dessen 
Riegel niemand mehr öffnen konnte, saß sie, in den Psalmen lesend, 
ihrer Erlösung harrend. 
Mehrere Jahre nachher kamen Eberhards Reisige und brachten den 
Leichnam ihres Herrn aus Palästina mit, da er vor seinem Sterben 
den Wunsch ausgesprochen hatte, an Adelheids Seite beigesetzt zu wer¬ 
den. Wegen des leichteren Transportes war er von einem griechischen 
Arzt skelettistert worden und seine Gebeine wurden, da die Riegel des 
Totengewölbes nicht zu öffnen waren, vor die innere Eingangstür 
gestellt. 
Die Erlösung der armen Adelheid erfolgte nach zweihundert Iahren. 
Da hatte in einer Nacht Katharina, die Dienstmagd des Wirtes von 
Altenburg, auf Grund einer übermütigen Stimmung eine Wette abge¬ 
schlossen, das Totengerippe des Falkensteiners aus dem Gruftgewölbe 
geholt und den übermütigen Gästen vor den Tisch hingestellt. Als sie 
das Gebein zurücktrug und auf seinen alten Platz stellen wollte, brachte 
sie es nicht mehr los, es schien am Rücken festzuhalten, die dürren 
Knochen klammerten sich fest um Kathreins Hals) das Gerippe flüsterte 
mit hohler Stimme: „Wenn du in die Halle zur Totengruft der Kapelle 
gehst und die schwarze Dame dringend für mich um Verzeihung bittest, 
sollst du von mir los werden!" Die Magd in ihrer großen Angst tat 
es, allein erst nach dreimaligem Bitten und nach dem Geständnis, daß 
sie ein Kind unter ihrem Herzen trage, wurde die Gequälte erhört. 
Die schwarze Dame nickte verzeihend, das Skelett löste die unheimliche 
Umklammerung und siel in sich zusammen. Die Lampe erlosch und 
Katharina verließ eilends das unheimliche Gruftgewölbe. 
Roch in derselben Nacht gebar Katharina einen Sohn, dem man den 
Spottnamen „Bucklkalbl" oder „Huckepack" gab, weil Kathrein das
	        
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