Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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meindearzt Franz Mehr in Münzbach in einem Theaterstück verarbeitet 
wurde und 1907 in Münzbach zur erfolgreichen Aufführung gelangte. 
Auch Schulrat Ignaz Batka, Wien, der sich in Schriftstellerkreisen einen 
achtenswerten Namen zu verschaffen verstand, fühlte sich nach Mit¬ 
teilung der Sage vom Herausgeber des Heimatbuches mächtig angeregt, 
daß er nachfolgenden Balladen-Zyklus über die Sage von Mitterberg 
schrieb: 
Adelheid von Mitterberg. 
Um die Mitte des 14. Jahrhunderts war Ulrich von Capell Besitzer 
von Mitterberg. Nach langjähriger kinderloser Ehe gebar endlich 
Regina, seine Gemahlin, ein Töchterlein, das den Namen Adelheid er¬ 
hielt. Eines Tages saß Regina unter der Linde nahe der Burg und 
war mit dem Stillen des Kindes in vollem Mutterglück. Da kam ein 
altes Mütterlein des Weges, eine Wahrsagerin, eine Zigeunerin. Die 
Burgfrau versprach der Alten reiche Spende, wenn sie die Zukunft des 
Mägdleins offenbaren könnte. Das weissagende Weiblein prüfte die 
Linien der Kindeshand und sagte: „Das Mägdlein wird früher sterben 
als wir beide und dennoch leben. Ein Knabe wird es ins höchste Un¬ 
glück bringen, ein anderer sie zum Glücke führen." 
Jahre vergingen, Adelheid war eine herrliche Jungfrau von 
17 Iahren geworden. Bei einem Turnier in Tulln hatte sie als schönste 
Maid dem Sieger, dem angesehenen Eberhard von Falkenstein, den 
ersten Preis, einen Siegeskranz, gereicht. Da hatte der Falkensteiner 
an Adelheid sein Herz verloren und bald warb er auch bei Ulrich von 
Capell um die Hand seiner Tochter. Freudig schlug der Bater in die 
Hand des ritterlichen Eberhard, mit der Bedingung einer dreijährigen 
Wartezeit mit Rücksicht auf die zarte Jugend Adelheidens. Eberhard 
besuchte nun öfters Mitterberg und sein Liebchen, das ihm aus vollster 
Seele ergeben war. 
Da gab Herr Reinprecht von Wallsee auf seinem Schloß zu Nieder¬ 
wallsee seiner Tochter Blanca zu Ehren ein prachtvolles Scharfrennen. 
Trotz der Bitten seiner Braut ritt auch Eberhard zum Turnier und 
errang den ersten Preis, einen wundervollen goldenen Harnisch. Als 
ihm nun Blanca, des Wallseers Tochter, den Preis überreichte, da war 
der Sieger vom Liebreiz des Fräuleins betört — und vergaß seine 
Braut. Wie der Ritter von Blancas strahlender Schönheit, so war diese 
von Eberhards edler, männlicher Kraft und schönem Ebenmaß bestrickt. 
Anstatt zu seiner Braut zurückzukehren, blieb derselbe in Wallsee und 
bald war die Hochzeit mit Blanca vereinbart. Der armen Adelheid 
brachte der Ritter Wetzel von Arbing über ihr Befragen um Eberhards 
langes Verweilen die Nachricht hievon. Sie war in ihrem großen 
Schmerz trostlos. Das konnte ihr alter Bater nicht mehr länger an-
	        
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