Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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Hauseckes zum Anlegen der Zillen gedient haben solle. Die vier Erker 
des Turmes sollen zur Nachtzeit mit Laternen ausgestattet gewesen sein 
und der Turm den Charakter eines Leuchtturms gehabt haben. Die 
Sage weiß ferner zu berichten, daß der massive Kirchturm von Perg von 
den Römern als Kastell erbaut wurde, dem widerspricht die Bauart, 
da das unterste Gewölbe im gotischen Baustiel hergestellt ist und daher 
auf eine bedeutend spätere Entstehung hinweist. 
Dieser Sagenauffassung sieht die Tatsache gegenüber, daß im Mittel¬ 
alter Kirchtürme als Befestigungen ausgerüstet wurden, wie dies der 
Kirchturm in Arbing auffallend beweist. 
Sage von der Entstehung des Machendes. 
Der Bolksmund erzählt, daß vor Christi Geburt sich über die Ebene 
von Mauthausen bis Saxen ein großer Landfee ausbreitete, den die 
Donau durchflössen habe. Gegen Süden war der See durch einen 
Wall geschlossen, daher der an diesem Walle gebaute Ort Wallsee 
genannt wurde. Als die Kultivierung durch Ausrodung der Wälder 
und Trockenlegung von Seen, Sümpfen und Morästen begonnen hatte, 
sprach der Landesherr zu seinen Basallen: „Zapfet den See ab und 
machet Land". Das neugewonnene Land hieß „das Machland". 
Aach einer zweiten Sage soll Otto von Machland, der Herr des 
Mühlkreises, auf den Gedanken gekommen fein, durch Abzapfung 
urbares Land zu gewinnen. Der gewonnene Boden wurde Machland, 
„das gemachte Land", benannt, wo sich dann die bayerischen Edelherren 
ansiedelten und sich Herren vom Machland nannten. 
Der Name Iudenleiten. 
In der engen Schlucht des Aubaches im Naarntal saßen die Herren 
von Geiersberg, ein altes Rittergeschlecht, das beim „Reifegger" in 
Lebing sein Schloß hatte. Die Geiersberger hatten 1413 ein hitziges 
Gefecht zu bestehen, wobei der Besitzer der Kegelschmiede als sein Be¬ 
vollmächtigter den Sieg davongetragen und dafür die Wiese, auf welcher 
das Gefecht stattgefunden hatte, vom Ritter von Geiersburg als Be¬ 
lohnung erhielt. Der Besitzer von Geiersberg soll ein „Jude" gewesen 
sein, woher der Name der nahen Ortschaft „Iudenleiten", die auch eine 
Iudenschule gehabt haben soll, herstammt. (Der Name Iudenleiten stammt 
aber von Iutos liten.) 1418 wurde die Geiersburg durch Raub, Mord 
und Brand'zerstört, die Quadersteine wurden zum Kirchenbau in Aller¬ 
heiligen verwendet. Das Berghäusl Nr. 7 soll die Iudenschule ge¬ 
wesen sein, beim „Straßhiasl" war die Pserdestallung, beim „Schoberer" 
war das Gärtnerhaus, beim Kleinreisegger war die Hühner- und Bogel-
	        
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