Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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mit einem „ros". Der Reiter sprengte beim Auer die Gasse hinaus, kam 
aber bald wieder zurück, kam zum Geeln, jetzt kohlschwarz, kam am Eck 
beim Popen wieder auf den Platz gesprengt, daß das Feuer aufge¬ 
sprungen ist, ritt um die Kirche mit großem Sausen und Brausen. Das 
haben viele Leute gehört und sind erschrocken. Ein Weib hat solches mit 
ihren Augen selbst gesehen, kann auf ihr Gewissen sagen. Auch der 
Richter und Paungarttner haben dies gesehen. Der Richter Rainpacher 
bestätigte das selbst Gesehene dem Pfarrer, daß das Roß drei- bis vier¬ 
mal sich gezeigt und „ghar grausam sich erzaigtt". Mit dem Wunsche, 
Gott der allmachtig ist, wolle seinen Zorn von uns in Perg abwenden 
und uns armen Sündern, den Frommen nicht entgelten lassen das Tun 
der Bösen, damit tat sich Gott und Euer Gnaden befehlen der 
Pfarrer 
Johannes Crockauer, 
Aktum Perg, den 5. Tag Ianuarii 1566." 
Georg Milberger, der „Messe lesende" Bader von Perg. 
Geörg Milberger verbrachte feine Lehrzeit als „Baderjunge" im 
Baderhaus Rr. 30, wo ein öffentliches Bad (Warmbad) nächst dem 
„Badersteg" in der „Badergasse" (heute Dr. 3oh. Schoberstraße) be¬ 
stand, das über dem Haustor die Aufschrift „Chirurgische Ossian" trug. 
Der Baderstube war die Aasierstube angeschlossen. „Speziai- und Uni- 
versalmittel" wurden dort verkauft und auch auf den Jahrmärkten feil¬ 
geboten. Milberger verkaufte im Hausierhandel Medikamente (Haus¬ 
mittel) und verfiel auf den gewagten und strafbaren Trick (laut einer 
Anzeige des Pfarrers von Wartberg an den Pfleger Oberhauser von 
Mauthausen, 24. Marty 1692), in einer „schwartzen Kutten" verkleidet, 
die Kranken aufzusuchen und bei ihnen „Hausmösßen" zu lesen, wofür 
er sich 3, 4, 5 fl. (den Preis eines Kalbes zur damaligen Zeit) zahlen 
ließ. Diese Hausmessen, gab der „losße Bogel" aus Perg an, seien be¬ 
sonders kräftig und heilwirkend. Solche Möfßen wurden beim kranken 
Thanninger bei Pregarten und beim Sunnleitner unweit Tragwein ge¬ 
lesen, wie der Pfarrer aus Wartberg berichtete, „dieser gewisse Mil¬ 
berger aus Perg könne eine Rebellion anfrischen, gleichwie der 
Laimbpaur, daher solle der lose Bogel, der in Perg ein Haus besitzt, 
einvernomben und bestraft werden und auch befragt werden, wie er 
es beim Mösßlesen gemacht habe". Deshalb wurde Georg Milberger, 
Bürger und Arzt zu Perg, vor den Rat geladen und ihm solches Ver¬ 
brechen vorgehalten, habe aber geleugnet, wohl aber zugegeben, daß er 
in obgenannten Bauernhäusern war- er habe nur medicamenten und 
Ollitetten, die er bei Peiser und Höllner in Linz gekauft, weiterverkaufen 
wollen. Zum Pfleggericht vorgeladen, traf er auf dem Wege nach Maut 
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