Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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hängnis führte ihn am 17. April 1714 mit einem übel beleumundeten 
Subjekt zusammen, dessen Geldgier er am nächsten Tag zum Opfer fiel. 
Das Nähere dieses Mordes kündet die „Todtschlags Erörderung" vom 
8. August 1714, daß Johann Greisinger von Perg, am 13. April 1714 
von hier weggereist, den 17. April zu Tulln sich eingefunden habe beim 
Grafenwirt „zur weißen Gans". Dort habe sich einer zu ihm gesellt, 
insgemein der Schneider Mich! genannt, ein Inwohner von Abstorf, der 
ein „Rayß Häckhl" bei sich geführt, und mit seinen Augen gesehen, daß 
der Greisinger eine Summe Geldes von 104 sl. in einem Sackl zusammen- 
gerichtet. Beide schliefen auf dem Strohbett in der Stuben, wo sie vor¬ 
her Bruderschaft getrunken. Am andern Tag sind beide zu Thulln mit der 
ersten Ileberfuhr um 7 Ahr früh übergefahren und haben sich im ersten 
Ort, Trebnsee genannt, aufgehalten. Sie haben daselbst eingekehrt und 
gezecht und 3 Halbe Wein getrunken. Sie sind dann nach Reustift ge¬ 
gangen und dort beim Preyer eingekehrt und dann gegen Pierpaumb 
(Birnbaum) und Winkhl zumarschiert, wo sie zwischen 4 bis 3 Uhr durch- 
marschierten. Einen Büchsenschuß hinter dem Dorf hat der vermessene 
Schneider Michl den Greisinger mit der „Rayßhackhen" auf den Kopf 
geschlagen, „gänzlich" ermordet und alsdann in einen gebauten Hafer¬ 
acker bei 100 Schritte bis zu einer Schutth-g'stetten gestreift, um ihn 
daselbst in einem Morast zu versenken, der aber zu seicht gewesen sey, 
ihn wieder aus der Schuttg'stetten gezogen und auf felbigen Schutt 
„gekrazt", jedoch nicht ganz verschüttet und das Geld zu sich genommen. 
Am andern Tag, 19., am Donnerstag früh fand ein Bauer den ermor¬ 
deten Greisinger und tat dem Richter die Anzeige. Die Graf Enke- 
furtifche Herrschaft Grasenegg und das Landgericht haben den Ermordeten 
besichtigt, visidiert und befunden, daß er am Haupt fünf tödliche Wun¬ 
den, mit der Hacke geschlagen, gehabt habe. Auch auf jedem Schin- 
bain eine zwei Finger breite Wunde gezeugt, welche Schneider Michl 
ihm gemacht, das Leben zu suchen (!). Der Leichnam wurde ausgezogen, 
gewaschen, und als ihn des Richters Weib gesehen, sagte sie gleich, 
„dieser ist gestern mit dem Schneider Michl von Abstorf gegangen, der 
hat ihn gewiß erschlagen". Am andern Tag ist der Tote durch Herrn 
Bicarium von Kirchberg am Wagram, allwohin dieser Ort mit der 
Pfarre gehört, christlich begraben worden. Nach dem Begräbnis am 
22. April 1714 ist ein eigener Bote nach Perg mit einem verschlossenen 
Brief von Michl Kaltenmacher, Faßzieher in Krems, an Herrn Hans 
Georg Friesen allhier geschickt worden mit dem Inhalt, daß Greisinger 
von „schlimben Leithen" angegriffen und ums Leben gebracht worden 
war, mit dem Begehren, daß die Frau Wittib selbst hinunterreisen solle, 
die Unkosten zu bezahlen und sich des Näheren erkundigen möge. 
Solchenach sind Franz Pruner, Kupferschmied, und Hans Peifchl, beide 
Bürger von Perg, hinabgezogen, haben Augenschein genommen, alles 
richtig gepflogen, mit vielen Personen im Orte geredet und die ganze
	        
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