Volltext: In Stahlgewittern

Mein letzter Sturm 
dem Leutnant Schräder, in ein kleines Backsteinverließ, das, 
wie ein strenger Vocksgeruch verriet, zu friedlicheren Zeiten 
als Ziegenstall gedient haben mochte, jetzt allerdings nur 
noch von einigen großen Ratten besiedelt war. 
Am Nachmittag war eine Offizierbesprechung, bei der 
wir erfuhren, daß wir in der Nacht rechts der großen 
Straße Cambrai—Vapaume unweit Veugny bereitgestellt 
werden sollten. Wir wurden vor einem Angriff der neuen, 
schnellen und wendigen Tanks gewarnt. 
Ich teilte meine Kompanie in einem kleinen Obst¬ 
garten gefechtsmäßig ein. Unter einem Apfelbaume stehend, 
sprach ich ein paar Worte zu den Leuten, die mich im Huf- 
eisen umschloffen. Ihre Gesichter sahen ernst und männlich 
aus. Cs war wenig zu sagen. In diesen Tagen hatte sich 
mit jener Gleichmäßigkeit, die nur dadurch zu erklären ist, 
daß in jedem Heer neben der bewaffneten Einheit auch eine 
moralische besteht, wohl bei allen die Erkenntnis her¬ 
ausgebildet, daß wir uns auf abschüssiger Bahn befanden. 
Mit jedem Angriff trug der Feind eine mächtigere Aus¬ 
rüstung vor; seine Stöße wurden schneller und wuchtiger. 
Jeder wußte, daß wir nicht mehr siegen konnten. Aber der 
Gegner sollte sehen, daß der kriegerische Geist noch nicht aus¬ 
gestorben war. 
An unserem aus einer Karre und einer Haustür zu¬ 
sammengestellten Tisch aß ich im Hof mit Schräder zu Abend 
und trank eine Flasche Wein dazu. Dann rollten wir uns 
in unsern Ziegenstall, bis uns um zwei llhr morgens der 
Posten meldete, daß die Lastautos auf dem Marktplatz ver¬ 
ladebereit ständen. 
In geisterhafter Beleuchtung raffelten wir durch das 
kampfzerwühlte Gelände der vorjährigen Cambraischlacht 
und wanden uns durch die von Trümmerwällen eingefaßten 
Dorsstraßen abenteuerlich zerschoffener Nester. Dicht vor 
Veugny wurden wir ausgeladen und in unsere Ausstellungs¬ 
räume geführt. Das Bataillon besetzte einen Hohlweg an 
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