Volltext: In Stahlgewittern

Les Eparges 
bahrentragende Gefangene keuchten zurück. Protzen raffelten 
im Galopp durchs Feuer. Rechts und links stampften 
Granaten den weichen Voden, schweres Geäst brach nieder. 
Mitten im Wege lag ein totes Pferd mit riesigen Wunden, 
daneben dampfende Eingeweide. Zwischen diesen großen 
und blutigen Bildern herrschte eine wilde, ungeahnte Heiter¬ 
keit. An einem Baume lehnte ein bärtiger Landwehrmann: 
„Iungens, jetzt feste ran, der Franzmann ist im Laufen!" 
Wir gelangten in das kampfzerwühlte Reich der In¬ 
fanterie. Der Amkreis der Sturmausgangsstellung war von 
Geschossen kahl geholzt. Im zerrissenen Zwischenfelde lagen 
die Opfer des Sturmes, den Kopf feindwärts; die grauen 
Röcke hoben sich kaum vom Voden ab. Eine Riesengestalt, 
mit rotem, blutbesudeltem Vollbart starrte zum Himmel, 
die Fäuste in die lockere Erde gekrallt. Ein junger Mensch 
wälzte sich in einem Trichter, die gelbliche Vorfarbe des 
Todes auf den Zügen. Unsere Blicke schienen ihm unan- 
genehm, mit einer gleichgültigen Bewegung zog er sich den 
Mantel über den Kopf und wurde still. 
Wir lösten uns aus der Marschkolonne. Fortwährend 
zischte es in langem, scharfem Vogen heran. Blitze wirbelten 
den Voden der Lichtung hoch. Das schrille Flöten der Feld¬ 
granaten hatte ich schon vor Orainville nicht selten gehört; 
es kam mir auch hier nicht sonderlich gefährlich vor. Die 
Ordnung, in der unsere Kompanie sich nun mit ihren ent¬ 
falteten Zügen über das beschaffene Gelände bewegte, hatte 
im Gegenteil etwas Beruhigendes; ich dachte bei mir, daß 
eine solche Feuertaufe sich weit beffer anließe, als ich er¬ 
wartet hatte. In einer seltsamen Verkennung der Tatsachen 
sah ich mich aufmerksam nach den Zielen um, denen die 
Granaten wohl gelten könnten, ohne zu erraten, daß wir 
selbst es waren, auf die man bereits nach Leibeskräften 
schoß. 
„Sanitäter!" Wir hatten den ersten Toten. Dem 
Füsilier Stölter hatte eine Schrapnellkugel die Hals- 
21
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.