Volltext: In Stahlgewittern

RegniLville 
Erstaunen stellte ich, während ich das zertrümmerte Gefährt 
durch ein Fenster verließ, fest, daß ich unverletzt geblie- 
den war. 
Am 9. Juli wurde die Kompanie durch den Divisions¬ 
kommandeur, Generalmajor von Buffe, besichtigt, der ihr 
sein Lob für gutes Verhalten im Gefecht aussprach. Am 
nächsten Nachmittag wurden wir verladen und fuhren bis 
in die Nähe von Thiaucourt. Von dort marschierten wir 
gleich in unsere neue Stellung, die sich auf den waldreichen 
Höhen der Cote Lorraine gegenüber dem zerschoffenen, aus 
manchem Tagesbefehl bekannten Dorfe Regniöville hinzog. 
Am ersten Morgen besah ich meinen Abschnitt, der mir 
reichlich lang für eine Kompanie erschien und aus einem un¬ 
übersichtlichen Gewirr zum Teil halbverfallener Gräben be¬ 
stand. Auch die vordere Linie war an vielen Stellen durch die 
in dieser Stellung üblichen dreibeinigen Flügelminen zer¬ 
stört. Mein Stollen lag um hundert Meter zurück in 
dem sogenannten Verkehrsgraben, nahe der aus Regnioville 
herausführenden Straße. Zum ersten Male seit langer Zeit 
lagen wir wieder Franzosen gegenüber. 
In dieser Stellung hätte sich ein Geologe wohlgefühlt. 
Die Annäherungsgräben schloffen der Reihe nach sechs 
Schichten auf, vom Korallenkalk bis zum „Mergel von 
Gravelotte", in den der Kampfgraben eingebettet war. Der 
gelbbraune Fels wimmelte von Versteinerungen, vor allem 
von einem flachen, semmelförmigen Seeigel, dessen Rand zu 
Tausenden die Grabenwände durchbrach. Jedesmal, wenn 
ich den Abschnitt durchschritt, kam ich mit Taschen voll 
Muscheln, Seeigeln und Ammonshörnern in den Unter¬ 
stand zurück. Der Mergel hatte auch die Annehmlichkeit, 
daß er der Witterung bedeutend mehr widerstand als der 
gewohnte Lehmboden. Stellenweise war der Graben sogar 
sorgfältig ausgemauert, und die Sohle auf langen Strecken 
betoniert, so daß selbst die stärksten Regenmaffen leicht 
ablaufen konnten. 
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