Volltext: In Stahlgewittern

Zn den Kreidegräben der Champagne 
Kreidewände der Gräben zu breiartigen Mafien zusammen¬ 
sinken ließ. 
Wohl hörten wir im Graben Geschofie pfeifen, bekamen 
auch ab und zu einige Granaten von den Reimser Forts, 
aber diese kleinen kriegerischen Creignifie blieben weit hinter 
unseren Erwartungen zurück. Trotzdem wurden wir manch¬ 
mal an den blutigen Ernst gemahnt, der hinter diesem schein- 
bar absichtslosen Geschehen lauerte. So schlug am 8. Januar 
eine Granats in die Fasanerie und tötete unseren Bataillons- 
Adjutanten, den Leutnant Schmidt. Cs hieß übrigens, daß 
der französische Artilleriekommandeur, der die Beschießung 
leitete, der Besitzer dieses Jagdhauses sei. 
Die Artillerie stand noch sehr dicht hinter den Stellun¬ 
gen; sogar in die vordere Linie war ein Feldgeschütz ein¬ 
gebaut und notdürftig unter Zeltbahnen versteckt. Während 
einer Unterhaltung, die ich mit den „Pulverköpfen" führte, 
hörte ich zu meiner Verwunderung, daß das Pfeifen der 
Gewehrgeschofie sie weit stärker als der Einschlag von Gra¬ 
naten beunruhigte. So ist es überall; die Gefahren des 
eigenen Berufes kommen uns sinnvoller und weniger schreck¬ 
lich vor. 
Zu Beginn des 27. Januar, mit dem zwölften Schlage 
der Mitternacht, ließen wir unserem Kaiser zur Ehre drei 
kräftige Hurras erschallen und stimmten auf der langen 
Front, von feindlichen Gewehren begleitet, ein „Heil dir 
im Siegerkranz" an. 
In diesen Tagen hatte ich ein sehr unangenehmes Er¬ 
lebnis, das meine militärische Laufbahn fast zu einem vor¬ 
zeitigen und unrühmlichen Abschluß gebracht hätte. Die 
Kompanie lag am linken Flügel, und ich mußte mich gegen 
Morgen nach durchwachter Nacht mit einem Kameraden in 
den Bachgrund auf Doppelposten begeben. Ich hatte der 
Kälte wegen verbotenerweise meine Decke um den Kopf ge¬ 
schlagen und lehnte an einem Baum, nachdem ich mein Ge¬ 
wehr neben mich in einen Busch gestellt hatte. Plötzlich 
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