Volltext: Die Festung im Gletscher

verlassen, und arbeiteten neben der neuen Mannschaft 
weiter. Keiner wollte fehlen, wenn man einen der engeren 
Kameraden noch lebend herausholte aus dem weißen 
Grab. 
Als es gegen Morgen ging, ließ einer nach dem 
anderen die Schaufel sinken. Sunnweber und Pontlatzer 
waren unter den letzten, die todmüde zu ihrer Baracke 
hinübergingen. Wie Totenlichter flackerten hinter ihnen 
die Fackeln der Arbeitenden. Jeder der beiden dachte 
das gleiche, doch keiner sprach es aus. 
Als sie nebeneinander auf der Pritsche lagen, sagte 
Sunnweber: „Nie mehr wird er wieda zwischn uns 
liegn"... „Gott geb eahm die ewige Ruah", murmelte 
Pontlatzer aus dem Dunkel. 
* 
Es war am Abend des vierten Tages nach der Kata¬ 
strophe. Müde von dem harten Tagwerk hockten noch 
ein paar Jäger des Alpin-IugeS um den kleinen Tisch 
ihrer Bude, rauchten und schwiegen. Im Schwarmofen 
glosten Stücke des zerschmetterten Unterstandeö, und 
von der Pritsche klang vielstimmiges Schnarchen. Nicht 
mehr Retter waren sie heute gewesen, nur mehr Toten¬ 
gräber. Siebzig Menschen hatten sie in den ersten Tagen 
herausgeholt aus dem Chaos von Schnee, Eis und 
Holz. Aus den Körpern derer, die sie heute geborgen 
hatten, war längst jedes Leben entwichen. Dreihundert 
Kämpfer hatte der Weiße Tod mit einem einzigen Aug 
aus der Liste der 179. Jnfanteriebrigade gestrichen. 
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