Volltext: Die Festung im Gletscher

Stollen war nun das Tor in die Heimat geworden. Die 
Stunde, die sie sich oft in den leuchtendsten Farben 
ausgemalt hatten, war angebrochen. 
Doch der Jubel, den die nun nahe Wirklichkeit in 
ihnen ausgelöst hatte, war durch den Schatten des 
hereinbrechenden Unheils getrübt. „Verfluchte Eis¬ 
löcher!" hatten sie oft in einem Übermaß von Not, Kälte 
und Hunger ihre Stellungen genannt. Nun, da es ans 
Scheiden ging, fühlten sie, daß sie einen Teil ihres 
eigenen Ichs hier zurückließen. Ein Stück ihres Lebens, 
ihre schönsten Jugendjahre lagen in dieser vergletscherten 
Wüste begraben. Und diese ins Eis gemeißelten Gänge, 
an deren Wänden sich zum letztenmal der Lichtschein 
brach, die mit unendlicher Mühe in den Fels gesprengten 
Gräben und Stände^ die einfachen Unterstände und die 
kühnen Seilwege waren ihr Werk, an dem ihr Schweiß 
und das Blut ihrer toten Kameraden klebte. Umsonst 
hatten sie die weißen Berge zu einer einzigen gigantischen 
Eisfestung ausgebaut und gegen jeden Angriff erfolg¬ 
reich verteidigt. Die Front zerfiel, und hinter ihnen 
brandete die feindliche Flut ins Land. 
Eine Schar, einer verwilderten Horde ähnlicher als 
einer regulären Abteilung, zog über die Gletscher hin¬ 
unter. Zerfaserte Mäntel schlotterten um hagere Ge¬ 
stalten, und in bartstoppeligen Gesichtem flackerten un¬ 
ruhig die tiefliegenden Augen. Bewaffnete Gespenster 
einer talfemen Welt. 
Auf einem dunklen Moränenwall machten sie halt 
und lagerten im Kreis um den Führer. 
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