Volltext: Die Festung im Gletscher

noch nie durch das dichte Netz der Zweige und streute 
unermüdlich goldene Sonnenkringel auf den Weg. Ein 
lustiges Lied flatterte auf und fang den Takt zu dem 
Marschtritt nägelstarrender Schuhe. Die Singenden 
selbst schienen erstaunt, welches Übermaß von Fröhlich¬ 
keit so plötzlich aus ihnen sprudelte. Eines war für sie 
sicher: Der Weg, den sie gingen, führte sie geradeaus 
ins Paradies der Frontsoldaten, in die Heimat. 
Urlaub! Der wirklichkeitsferne Traum eines eisum- 
starrten Frontdienstjahreö stand am Beginn seiner Er¬ 
füllung. „Vierzehn Tage und sechs Reisetage" stand klar 
und deutlich auf den Scheinen, die sie wohlverwahrt 
in ihren Brieftaschen trugen. Das hieß sechzehn Tage zu 
Hause, denn ihre marschgewohnten Beine würden die 
zugestandenen sechs Reisetage auf vier vermindern. Sie 
marschierten einfach auch die Nacht hindurch. Was tat 
es? Die freudige Spannung verwandelte die Beine in 
ein mechanisches Tretwerk, das, einmal in Gang ge¬ 
bracht, unermüdlich die harte Straße entlanglief. 
Nur einer in der Gruppe verhielt sich schweigsam 
und gedrückt: Gustav Riß. Die Menschen, die neben ihm 
singend und mit frohen Augen einem ersehnten Ziel 
entgegenschritten, schienen ihm plötzlich fremd. Er hatte 
vier Jahre auf jeden Urlaub verzichtet, denn er hatte ja 
niemand da hinten, dem sein Kommen irgendwie 
wünschenswert schien. Er wußte in dieser Minute selbst 
nicht, warum er das Angebot eines Kameraden, den 
Urlaub bei seinen Leuten als Gast zu verbringen, ange¬ 
nommen hatte. Gewiß, man würde ihm ein Bett geben 
232
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.