Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

daß „er für die Widerstandsfähigkeit der Dardanellen bei einem ersten 
Angriff einstehe, daß er aber dieselbe Garantie für einen wiederholten 
Angriff nicht übernehmen könne“. Diese Feststellungen hatten auf die 
türkischen Staatsmänner niederdrückend gewirkt. 
Ungeachtet seiner bisherigen, erfolglosen Bemühungen trat General 
von Falkenhayn unter dem Eindruck dieser Nachrichten erneut an die 
österreichisch-ungarische Heeresleitung wegen Durchführung einer Teil¬ 
unternehmung gegen Serbien heran. „Rumäniens Haltung, Losschlagen 
Bulgariens und die außerordentlich wichtige Herstellung einer Verbin¬ 
dung mit der Türkei“, schrieb er am 6. Januar an General von Conrad, 
„ist ausschließlich von Lage in Serbien abhängig“. Infolgedessen regte 
er an, mit einem Teil der im Osten frei werdenden Kräfte nicht gegen 
Rußland, sondern gegen Serbien einen Schlag zu führen. Mit dieser 
Auffassung stiess der deutsche Generalstabschef nach wie vor auf den 
schärfsten Widerspruch der österreichisch-ungarischen Heeresleitung. 
In seiner Antwort vom 7. Januar stellte General von Conrad die entge¬ 
gengesetzte Behauptung auf: ,,.... Ganze politische Lage namentlich 
im Osten und am Balkan nur von militärischer Lage gegenüber Rußland 
abhängig. Ohne entscheidenden Erfolg gegen Rußland ist selbst größter 
Erfolg in Serbien wirkungslos . . ..“ Wenngleich innerlich widerstrebend, 
schloß sich General von Falkenhayn der Auffassung der österreichisch¬ 
ungarischen Heeresleitung an. Am 8. Januar erließ der Kaiser den Befehl 
zur Bildung der deutschen Südarmee, die aus den Karpaten zum Angriff 
gegen die Russen antreten sollte. 
Daß die Kriegslage im Osten in der Tat auf die Lage im südöstlichen 
Europa und insonderheit in Rumänien einen außerordentlichen Einfluß 
ausübte, beleuchtete eine am 11. Januar berichtete Äußerung des rumä¬ 
nischen Ministerpräsidenten. Dieser habe, meldete Graf Czernin, ihm 
gegenüber betont, daß seine Stellung unhaltbar werden würde, wenn die 
Russen außer der Bukowina noch Siebenbürgen besetzen sollten. Der 
dann allgemeine Wunsch, „einzumarschieren, um von den Russen mit 
Siebenbürgen belohnt zu werden“, würde dann „unüberwindlich“ sein. 
Die den Karpaten zurollenden deutschen Transporte und die Bemerkung 
Baron Bussches, die Rumänen würden bei einem Einmarsch in Sieben¬ 
bürgen auch auf deutsche Truppen stoßen, ließen es jedoch der rumäni¬ 
schen Staatsleitung geraten erscheinen, die weitere Entwicklung der Lage 
wie bisher vom Standpunkt der Neutralität abzuwarten. Mit diesem 
dürftigen Ergebnis mußte man sich deutscherseits zufrieden geben; mehr 
war für die Mittelmächte zur Zeit eben nicht zu erreichen. Dem hatte 
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