Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

Gerade der militärisch geschulte Blick des Königs erkannte, daß die 
Kämpfe noch hin und her wogten und die Entscheidung des Krieges 
in weiter Ferne lag. 
Rückblick. 
Ein Rückblick auf die Entwicklung der Balkanlage im Kriegsjahr 
1914 war vom deutschen Standpunkt wenig befriedigend. Trotz aller 
Bemühungen war es nicht gelungen, die eine schwere Belastung der 
Kriegführung bedeutende Undurchsichtigkeit im Südosten Europas zu 
beseitigen. Nach wie vor standen drei Staaten, Rumänien, Bulgarien und 
Griechenland, in bewußter Beobachter- und Lauerstellung, gewillt, erst 
dann sich zu erklären, wenn der Sieger im europäischen Kriege sich 
abzeichnete. In die militärische Sprache übersetzt hieß dies, daß Deutsch¬ 
land und seine Bundesgenossen gerade in Zeiten schwerster Bedrängnis 
zu vergewärtigen hatten, an der Süd- und Südostgrenze Österreich-Un¬ 
garns mit einem frischen Millionenheer des Balkan als neuem Gegner 
rechnen zu müssen. Die Feindstaaten des Balkan, Serbien und Monte¬ 
negro, waren in ihrer Widerstandskraft ungebrochen. Versuche Öster¬ 
reich-Ungarns, den Feind im Süden niederzuringen, waren mißlungen. 
Das Waffenunglück hatte das Ansehen der Donaumonarchie auf dem 
Balkan stark erschüttert und damit auch die dortige Machtstellung 
Deutschlands geschwächt. Nur gegenüber der Türkei war die deutsche 
Politik erfolgreich gewesen; ein Bündnis war zustande gekommen, das 
die Türkei nach dreimonatigem Zögern in den Krieg an die Seite der 
Mittelmächte geführt hatte. Damit tauchte aber eine neue Frage auf, 
die sich zu einer erheblichen Belastung der deutschen Politik und Krieg¬ 
führung auswachsen sollte: die Notwendigkeit deutscher Waffenhilfe für 
den neuen Verbündeten. Ohne solche schienen das militärische Leistungs¬ 
vermögen und das Durchhalten der Türkei in Frage gestellt. 
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