Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

DAS KRIEGSJAHR 1914. 
AUFGABEN DES BALKAN VOM STANDPUNKT 
DER DEUTSCHEN KRIEGFÜHRUNG. 
Wie die Kräfte des noch neutralen Balkan gegen die Feinde der 
Mittelmächte angesetzt werden sollten, darüber sprach sich Generaloberst 
von Moltke in einer Weisung vom 4. August an den Chef der deutschen 
Militär-Mission, General von Liman, aus, die in erster Linie die Aufgaben 
der Türkei umriß, aber auch den vom deutschen Standpunkt wünschens¬ 
werten Einsatz der anderen Balkanstaaten zum Ausdruck brachte: „Ich 
halte es für zweckmäßig/' drahtete der deutsche Generalstabschef, 
,,wenn die Türkei gegen den Kaukasus demonstriert, mit ihren Haupt¬ 
kräften gemeinsam mit Bulgarien und Rumänien westlich des Schwarzen 
Meeres vorgeht. Voraussetzung ist allerdings die Stellung Rumäniens im 
Anschluß an Deutschland und Österreich, da Rumänien sein Einver¬ 
ständnis zum Durchzug türkischer und bulgarischer Truppen geben muß. 
Von größter Wichtigkeit ist es, Zersplitterung zu vermeiden und die 
Streitkräfte der Verbündeten in engem Anschluß zu halten.“ Hierin lag 
also die Absicht der deutschen Kriegführung ausgedrückt, die Haupt¬ 
kräfte sowohl der verbündeten Türkei als auch der noch neutralen Bal¬ 
kanstaaten Bulgarien und Rumänien gegen die russische Südflanke an¬ 
zusetzen. 
Wenige Tage später, in einer am 10. August gleichfalls an General 
von Liman gerichteten Weisung, änderte Generaloberst von Moltke seine 
Auffassung über den wünschenswerten Einsatz des Balkan dahinab, daß 
nur das rumänische Heer und die türkischen Hauptkräfte gegen Rußland 
Vorgehen, die Bulgaren dagegen zur Entlastung Österreich-Ungarns mit 
Serbien abrechnen sollten. Von Griechenland erhoffte er auch in diesem 
Falle Neutralität. Das Schreiben lautete im Einzelnen: „Die Berichte 
unserer Missionen bei den Balkanstaaten während der letzten Tage lassen 
es mir fraglich erscheinen, ob selbst in dem Falle, daß Rumänien sich 
uns anschließt, auf eine Kooperation der rumänischen, bulgarischen und 
türkischen Armee zu rechnen ist. Der Antagonismus, in dem diese Staaten 
42
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.