Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

Zusammenarbeit zwischen Siegern und Besiegten. 
In Rumänien unternahm Deutschland den Versuch, mit dem nieder¬ 
geworfenen Gegner eine Basis der Verständigung und Zusammenarbeit 
zu finden. Denn die deutscherseits angestrebte Betätigung im unteren 
Donauraum und Schwarzen Meer-Bereich war viel aussichtsreicher, 
wenn sie sich mit als gegen rumänischen Willen vollzog. Es gelang, die 
Verbindung mit einer Minderheit herzustellen, die im Gegensatz zur bis¬ 
herigen rumänischen Politik die Zukunft des Landes in einem Zusammen¬ 
gehen mit den Mittelmächten und Deutschland im besonderen erblickte. 
Aber diese Minderheit bedurfte, um sich durchzusetzen und eine all¬ 
mähliche Verbreiterung ihrer Basis im Lande zu erreichen, außenpoliti¬ 
scher Erfolge. Hierzu gehört vornehmlich der Nachweis, durch Zu¬ 
sammengehen mit dem bisherigen Eeind und Sieger noch glimpfliche 
Friedensbedingungen erreicht und den Umfang der Kriegsverluste her¬ 
abgedrückt zu haben. Eine derartige Politik, die auf lange Sicht arbeitet 
und sich fern jeder Sentimentalität hält, findet jedoch keinen. Widerhall 
im Volk, das Kriegsnot und Opfer an Gut und Blut nicht so leicht ver¬ 
gessen kann und mehr in Fragen der Gegenwart als in verheißungsvollen 
Entwicklungen der Zukunft lebt. Solange diese Verankerung im Volks¬ 
boden und in der eigenen Wehrmacht fehlt, muß sich eine solche Politik 
wohl oder übel auf die Gewehre einer fremden Besatzungsmacht stützen. 
Bricht diese Militärgewalt auseinander, so wird auch die Minderheits¬ 
regierung weggefegt. Dann zeigt sich, daß die äußerliche Ruhe nur eine 
künstliche ist, und daß bodenständige Gegenkräfte nur auf günstige 
Gelegenheit lauern, die vom Volksempfinden getragene Haltung wieder 
zur Richtschnur des politischen Handelns zu machen. Diese Erfahrungen 
machte auch die deutsche Rumänien-Politik gegen Kriegsende. Als die 
deutsche militärische Machtstellung in Rumänien ein Ende nahm, fiel 
auch die für Verständigung mit Deutschland eintretende Regierung, um 
neuen erklärten Feinden Deutschlands die Führung der Staatsgeschäfte 
zu überlassen. Erfolgreiche Zusammenarbeit mit ehemaligen Gegnern 
setzt also vom Standpunkt des Siegers voraus, daß er, solange eine der¬ 
artige Politik im unterlegenen Volk noch keine festen Wurzeln geschla¬ 
gen hat, eine Militärmacht wenn auch nicht sichtbar so doch unsichtbar 
im Hintergrund hält, die die Erfüllung politischer Forderungen im Be¬ 
darfsfall durchsetzen kann. 
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