Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

wünschen und zu gegebener Zeit hierzu beizutragen. Um nicht zu vor- 
zeitigen entscheidenden Entschlüssen gedrängt zu werden und nament- 
lieh den Mittelmächten keinen Anlaß zu scharfem Vorgehen zu geben, 
hielt es die rumänische Regierung für geboten, auf wirtschaftlichem 
Gebiet diesen entgegenzukommen und die von ihnen dringend gewünschte 
Getreideausfuhr zuzugestehen. 
In Berlin und im deutschen Großen Hauptquartier gab man sich 
über die wahre Einstellung Rumäniens keiner Täuschung hin. Es war 
bekannt, daß Rußland und Rumänien in engen Beziehungen standen 
und das Zarenreich trotz eigener Notlage Kriegsmaterial an den um¬ 
worbenen Nachbar abgab. Wie schon seit Kriegsbeginn wurden auch zu 
Beginn des Jahres 1916 die Bemühungen fortgesetzt, unter Ausnutzung 
der günstigen Gesamt- und Balkanlage Rumänien ^u gewinnen. Da man 
die Seele des Widerstandes gegen einen Anschluß an die Mittelmächte in 
der Person des Ministerpräsidenten Bratianu erblickte, versuchte man 
König Eerdinand einen Kabinettswechsel nahe zu legen, aber der Herr¬ 
scher wußte, was damit bezweckt war. In seinem Aufträge hatte der 
rumänische Gesandte in Berlin am 15. Februar zu erklären: „Entspre¬ 
chend der Allerhöchsten Instruktion solle sich der Gesandte bemühen, 
der Reichsregierung klarzumachen, daß bei der gegenwärtigen inneren 
Lage Rumäniens mehr als die Aufrechterhaltung der Neutralität zu ver¬ 
langen nur schädliche Folgen und das Gegenteil von dem Angestrebten 
haben könnte. Folgen, für welche die ganze Verantwortung auf die Reichs¬ 
regierung zurückfallen würde.“ 
Auch seitens der Obersten Heeresleitung wurde ein neuer Anlauf 
gemacht, um die rumänische Frage in einem für die Mittelmächte gün¬ 
stigen Sinne zu lösen. General von Falkenhayn kam dabei dem Auswärti¬ 
gen Amt gegenüber auf seine im Dezember gemachte Anregung1) zurück, 
durch militärische Drohung der rumänischen Staatsführung den Ent¬ 
schluß zu einer eindeutigen Stellungnahme für die Mittelmächte aufzu¬ 
zwingen. In Übereinstimmung mit den verbündeten Heeresleitungen 
wünschte er wirtschaftliche Fragen zum Ausgangspunkt des deutschen 
Schrittes zu machen. So erbat und erhielt er am 9. Februar die Zustim¬ 
mung von General Jekow, „gemeinsam mit Waffengewalt Rumänien zur 
wohlwollenden Haltung zu zwingen, für den Fall, daß dieses Land seine 
politische Gegnerschaft auch in seiner Wirtschaftspolitik gegenüber 
Deutschland zum Ausdruck bringe und mit den zugesicherten, für die 
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