Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

durch die in Berlin abgegebene griechische Protestnote nicht täuschen 
und bezichtigte Athen des geheimen Einvernehmens mit den Mittelmäch¬ 
ten. Anfang Juni wurde die Blockade über das ganze Land verhängt. 
Unter diesem Druck erzwang der Feindverband neben der Erfüllung 
politischer Forderungen Ende Juni die Demobilmachung der gesamten 
griechischen Wehrmacht mit Ausnahme der Truppen, die östlich der 
Struma die von den Bulgaren begehrten Gebietsteile schützten. Feindliche 
Propaganda sorgte dafür, in den Augen der griechischen Bevölkerung die 
Verantwortung für die schwierige Versorgungslage dem König als dem 
Träger der Außenpolitik zuzuschreiben und das Ausbleiben des so oft 
angekündigten deutsch-bulgarischen Angriffs auf Saloniki als ein Zeichen 
der Schwäche des unter deutscher Führung stehenden Staatenbundes 
auszulegen. 
Die innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, die die Besetzung 
des Rupel-Passes für Griechenland gehabt hatte, bestimmten die deutsche 
Oberste Heeresleitung, in der Besetzung griechischen Bodens zunächst 
nicht weiter zu gehen. Neue Anträge der Heeresgruppe Mackensen auf 
Stellungsverbesserungen jenseits der Grenze wurden daher abschlägig 
beschieden. Ebenso bat General von Falkenhayn die bulgarische Heeres¬ 
leitung, bei der sich Anzeichen zur Besitzergreifung weiterer griechischer Ge¬ 
bietsteile bemerkbar machten, hiervon Abstand zu nehmen. General Jekow 
sagte dies zu. Aber schon Ende Juni schien nach Auffassung des deutschen 
Generalstabschefs eine neue Lage neue Stellungnahme zu verlangen. 
Denn aus der Überführung des griechischen Heeres vom Kriegs- auf den 
Friedensfuß glaubte General von Falkenhayn größere Bewegungsfreiheit 
auf griechischem Gebiet ableiten zu können; verringerte sich doch damit 
die Gefahr bulgarisch-griechischer Zusammenstöße und ihrer folgen¬ 
schweren Auswirkungen. Hierüber holte er am 26. Juni die Auffassung 
des Auswärtigen Amtes ein. Aus der Antwort des Staatssekretärs vom 
Tage darauf ersah jedoch General von Falkenhayn, daß die politische 
Leitung seine Auffassung nicht teilte. ,,Gegen ein Vorgehen größeren 
Stils, das die Befreiung Salonikis und die Säuberung Griechenlands zum 
Ziel hat“, hieß es darin, ,,bestehen keine politischen Bedenken. Wegen 
eventueller Rückwirkung auf Rumänien wäre jedoch möglichst rasche 
Durchführung mit starken Kräften erwünscht. Kleinere Operationen auf 
griechischem Gebiet erscheinen mir nicht unbedenklich, da sie von der En¬ 
tente benutzt werden könnten, um die von ihr eingesetzte Regierung — 
mit, oder ohne den König — zum aktiven Eingreifen gegen Bulgarien zu 
zwingen.“ 
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