Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

Die Saloniki-Frage. 
Saloniki hatte bereits im ersten Kriegswinter 1914/15 in den strate¬ 
gischen Plänen der Feindstaaten eine Rolle gespielt. Anlaß dazu war 
der Wunsch gewesen, mit bei Saloniki landenden starken Kräften Serbien 
in seinem Abwehrkampfe gegen Österreich-Ungarn beizustehen, hier¬ 
durch die neutralen Balkanstaaten auf die eigene Seite herüberzuziehen 
und mit ihnen vereint einen tötlichen Schlag gegen die von Süden am 
ehesten verwundbare Donaumonarchie zu führen. Zur Ausführung kam 
der Plan vorerst nicht, erst vom September 1915 an, als sich der ver¬ 
einigte Angriff der Mittelmächte und Bulgariens auf Serbien deutlich 
abzeichnete, ging der Feindverband an seine Verwirklichung. Der Unter¬ 
stützung des griechischen Ministerpräsidenten Venizelos, der darüber zu 
Fall kam, war er sich dabei gewiß.1) Ohne die Verwahrung der neuen 
griechischen Regierung zu beachten, setzte der Feind die am 5. Oktober 
in Saloniki begonnenen Landungen in der Folgezeit fort. Die vordringli¬ 
che Absicht, den gegen eine Übermacht kämpfenden Serben rechtzeitig 
zur Hilfe zu kommen, ließ sich nicht verwirklichen. Denn der von den 
Bulgaren quer über das Vardar-Tal gelegte Riegel erwies sich als zu 
stark, um von Norden durch die im Rückzug befindlichen Serben oder 
von Süden durch die über die griechische Grenze vordringenden englisch¬ 
französischen Truppen gesprengt zu werden. Auch mahnte die Anfang 
November sich versteifende griechische Haltung zur Vorsicht und Be- 
lassung bedeutender Kräfte in der Hafenstadt. Wiedereinschiffung der 
gelandeten Truppen erfolgte gleichwohl nicht, denn trotz zeitweiliger 
starker Gegenströmungen setzte sich beim Feindverband die Auffassung 
durch, daß ein Verbleiben in Saloniki als Ausgangspunkt späterer großer 
Operationen gegen Österreich-Ungarns empfindliche Südflanke für die 
Gesamtlage vorteilhaft wäre. Infolgedessen erfolgte dauernde Vermeh¬ 
rung der dortigen Streitkräfte. Gegen Jahresende war die Stärke der 
englisch-französischen Truppen auf fast 200 000 Mann angewachsen. 
Vortruppen waren bis an die griechische Grenze vorgeschoben, die Masse 
verteilte sich auf den Raum zwischen Grenze und Meer. Befestigungs¬ 
anlagen umspannten die Hafenstadt im Umkreis vom 10—20 km. 
Die Saloniki-Frage fand auf Seiten des Vierbundes eine verschiedene 
Beurteilung. Gelegentlich einer Besprechung am 6. November und auch 
noch später hatte zwischen den Generalstabschefs der Mittelmächte Über¬ 
einstimmung darüber bestanden, daß ,,die feindliche Landung in Saloniki
	        
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