Volltext: Briefe und Aufzeichnungen des Generalfeldmarschalls aus Krieg und Frieden

Verfolgungskämpfe zwischen Bug und Weichsel Anfang Juli 
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Siege durch weitere Verfolgung der vor ihr nach Norden weichenden Teile des 
Feindes zu ernten. Das Vorgehen des linken Flügels der 11. Armee in der Richtung 
auf Zamose während der letzten Junitage hatte der links benachbarten österreichisch- 
ungarischen 4- Armee den von ihr bisher vergeblich angegriffenen sumpfigen und 
waldreichen Abschnitt des Tanew geöffnet. Sie gewann in den nächsten Tagen in 
starken Märschen unter großen Wegeschwierigkeiten nach Norden erheblich Raum und 
gelangte dadurch in gleiche Höhe mit der I I. Armee. Bereits am 3. Juli aber stießen 
beide Armeen auf starken Widerstand. 
„Die Russen werfen mir jetzt wieder Verstärkungen entgegen", schreibt Mackensen 
aus Rawa Ruska, „und bringen damit die Verfolgung ins Stocken. Sie ziehen aus 
ihren Feldbefestigungen vor der Hindenburgischen Front heraus, was sie nur irgend 
können, und senden eS mit der Eisenbahn nach Lublin, Cholm und Wladimir Wolynsk 
und von da zur Aufnahme der von mir geschlagenen KorpS südwärts. Ich mache mich 
auf eine neue Schlacht gefaßt. Meine Zuversicht ist unbeugsam und ebenso das Ver 
trauen zu meinen Truppen. Die Hitze will nicht weichen, der Regen sich nicht ein 
stellen. Die Marschanstrengungen der Truppen werden dadurch vergrößert, wenn 
auch die Wege selbst hier bei trockenem Wetter besser als bei Nässe sind." 
General von Falkenhayn trieb zur Eile. Am Abend des Z. Juli wies er das Ober 
kommando der Heeresgruppe daraus hin, daß eine Verzögerung des Vormarsches 
vermieden werden müsse, „denn je länger der Feind Zeit und die Bahn bei Lublin 
in der Hand behalte, um so schwerer werde er zu schlagen sein". Der Feldmarschall 
erwiderte, daß bei den verfolgenden Armeen bereits ein sehr starker Kräfteverbrauch 
eingetreten sei und daß die Masse der 11. Armee zu neuer Offensive erst befähigt sein 
würde, wenn ihr die im Anrollen befindliche österreichisch-ungarische I. Armee wirk 
same Entlastung brächte. DaS war vor dem 13. Juli nicht zu erwarten. 
Einige Tage noch vermochte die Heeresgruppe unter dem Schutz ihrer am Bug 
immer weiter nach Norden bis über Sokal hinaus gedehnten Flankensicherungen die 
Verfolgung in nördlicher Richtung bis zur allgemeinen Linie Krylow—Skierbieszow— 
KraSnik—Jozefow fortzusetzen. Am 6. Juli aber erwies sich der Widerstand der 
Russen als so stark, daß der Feldmarschall abends der Obersten Heeresleitung melden 
mußte, die Verfolgung habe im wesentlichen ihr Ende gesunden. Vier neue russische 
KorpS seien vor seiner Front festgestellt worden. Versuche der Armee deS Erzherzogs 
Joseph Ferdinand, in den folgenden Tagen ihren Stoß in der Richtung auf Lublin 
fortzusetzen, endigten mit einem empfindlichen Rückschläge in der Gegend von KraSnik. 
Am 6. Juli schreibt Mackensen: „Wir haben unsere Verfolgung einstellen müssen, 
weil die Russen sich von neuem verstärkt, ihre geschlagenen Armeekorps durch andere 
haben aufnehmen lassen in dazu vorbereiteten Stellungen und wir sie in diesen erst 
angreifen können, nachdem wir unsere Reihen ergänzt und namentlich den Munitions 
ersatz sichergestellt haben. DaS braucht Zeit. Die Eisenbahnen sind wenig leistungs 
fähig im österreichischen Grenzgebiet, noch weniger im russischen, und die Straßen, 
wenn man diese Wege überhaupt so nennen kann, sind verwahrlost. Der Nachschub 
durch Kraftwagen hat jedenfalls viel Schwierigkeiten zu überwinden und ist strecken 
weise ganz unmöglich. DaS Land jenseits der Grenze, das wir ja nun schon betreten 
haben, ist reich und landwirtschaftlich ertragreicher als der von uns zuletzt berührte 
Teil von Galizien. Die Verpflegung würde uns dort keine Sorge machen, wenn die
	        
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