Volltext: Briefe und Aufzeichnungen des Generalfeldmarschalls aus Krieg und Frieden

184 Oer SLegeszug durch Galizien und Polen im Frühjahr und Sommer 191z 
galizischen Feldzuges war ich bestrebt gewesen, hiernach zu handeln. Eö war nicht 
immer ganz leicht, bei den verbündeten Heeresleitungen Zustimmung und Unter 
stützung für die Erreichung des mir vorschwebenden operativen Zieles zu finden. 
„Auch jetzt wieder zeigte sich das, als ich beim Abschluß deS galizischen Feldzuges mit 
einem neuen operativen Gedanken hervortrat, nachdem ich ihn mit meinem General 
stabschef reiflich durchdacht hatte. Es ging uns gegen das Gefühl, daß wir jetzt Ln der 
Niederwerfung Rußlands gewissermaßen auf halbem Wege stehen bleiben sollten. Wir 
hatten den heißen Wunsch, das unferige dazu beizutragen, daß im Osten ganze Arbeit 
geleistet wurde. Gewiß übersahen wir nicht, ob die militärpolitische Gesamtlage der 
Mittelmächte eS erlaubte, die hierzu notwendigen starken Kräfte und Kampfmittel 
flüssig zu machen. Nur die Obersten Heeresleitungen selbst konnten daS entscheiden. 
Auf alle Fälle aber glaubten wir nach dem Falle von Lemberg die Verwirklichung 
eines so großen Zieles durch Fortsetzung unserer Offensive mit allen drei Armeen meiner 
Heeresgruppe in nördlicher Richtung nach Polen nützlich und wirksam vorbereiten zu 
können und zu müssen. Leider fanden unsere Vorschläge bei General von Falkenhayn 
mit Rücksicht aus die Gesamtlage anfangs wenig Gegenliebe. Er war nur zu einer 
Verfolgung bereit, die die bisherigen Operationen erfolgreich abschließen sollte, gab 
aber zugleich Befehl, meine n. Armee um vier Divisionen zu schwächen. General von 
Conrad zeigte sich unseren Plänen geneigter, doch war auch er dagegen, daß die Armee 
Böhm-Ermolli an dieser Offensive nach Norden beteiligt würde. Er setzte eS durch, 
daß sie mit Ausnahme des Beskidenkorps aus meinem Befehlsbereich ausschied und 
im Verein mit der Südarmee und der Armee Pflanzer-Baltin mit der Vertreibung der 
Russen aus Ostgalizien beauftragt wurde. Immerhin wurde für den Augenblick doch 
soviel erreicht, daß durch grundsätzliche Zustimmung zur Verfolgung im Raum 
zwischen Bug und Weichsel die Voraussetzungen für spätere Ausgestaltung der 
Operation im Sinne unserer Vorschläge geschaffen wurden. Es dauerte nicht lange, 
da waren sowohl General von Falkenhayn wie General von Conrad für den Ge 
danken des neuen entscheidungsuchenden Feldzuges gewonnen." 
Ende Juni. 
Die ersten Tage nach der Einnahme von Lemberg vergingen mit den nötigen 
Umgruppierungen innerhalb der Heeresgruppe. Da die Russen am 23. Juni ihre 
bisher noch gehaltene Stellung im San—Weichsel-Winkel gegenüber dem linken Flügel 
der österreichisch-ungarischen l\. Armee freiwillig aufgaben, und auch jenseits der 
Weichsel vor der österreichisch-ungarischen I. Armee und der Armeeabteilung Woyrsch 
zurückwichen, wurden alle Teile der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand zur 
Verwendung auf dem rechten Ufer der Weichsel frei. Allerdings stand hier der Feind 
hinter dem San und dem Tanew-Abschnitt in fester Stellung noch dicht gegenüber. 
So konnte für die DerfolgungSaufgabe zunächst nur der rechte Flügel dieser Armee 
verfügbar gemacht werden. In der Hauptsache ruhte also die Last auch weiter auf 
den Schultern der n. Armee. Sie warf den Feind bis zum 26. Juni unter leichteren 
Kämpfen über den Rata-Abschnitt und Narol Miasto nach Norden bis hinter 
Tomaszow zurück. Stärkerem Widerstand begegnete nur das Vorgehen des rechten 
Armeeflügels gegen den Bug. Dem hier an Stelle des XXXXI. Reservekorps ge 
tretenen BeskidenkorpS fiel der Schutz der rechten Flanke zu. Es war vorauszusehen,
	        
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