Volltext: Krieg ohne Heer

„Ähnliches wurde, wie ich weiß, von der russischen 
Regierung bereits offiziell verlautbart," unterbrach 
ich den Berichterstatter. 
„Was natürlich nur ein Vorwand ist. Schickt 
man zu vorübergehenden ,Wintermanöverr? auch 
die Familien mit Sack und Pack nach dem europäi¬ 
schen Rußland und gibt die Wohnungen in den sibi¬ 
rischen Garnisonen ans?" erregte sich der Kaufmann. 
„Das haben die Offiziere und Beamten der sibiri¬ 
schen Korps ausnahmslos getan. Wohl ein untrüg¬ 
licher Beweis, daß es sich um mehr handelt als um 
,Wintermanöver*. Übrigens habe ich — bei Nach- 
mitternachtS-Sitzungen in unterschiedlichen Sekt¬ 
häusern — erfahren, daß die Truppen dieser sibiri¬ 
schen Korps vollkommen kriegsmäßig ausgerüstet 
wurden. 
Zch bin kein militärischer Sachverständiger. Aber 
ich fühle nur zu genau, was bei dieser Angele¬ 
genheit für uns und für ganz Österreich-Ungarn auf 
dem Spiele steht. Durch meine Geschäftsreisen kenne 
ich die Verhältniste in Rußland wie in Sibirien zur 
Genüge. Darum wäre ich, trotzdem ich eben erst zu¬ 
rückgekehrt bin, ohneweiters bereit, sogleich wieder 
nach Sibirien, und zwar bis nach dem äußersten 
Osten Asiens, zu fahren. Ich verpflichte mich im 
voraus, bis ins Detail dort festzustellen, welche 
Truppen und zu welchem Zwecke sie aus Sibirien 
ins europäische Grenzgebiet verlegt worden sind. Ich 
verlange bloß die Vergütung der Reisespesen." 
Daß es dem Manne ernst war,' darüber konnte 
es nicht den geringsten Zweifel geben. Er befaß 
ein gut gehendes Geschäft in Czernowitz. Das wollte 
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