66
Laufe der Jahrhunderte. Die Erneuerung lehnte sich an den neu
gotischen Formenkanon an. Das Erhaltene vermag kein ganz klares
Bild der Entwicklung zu geben. Den sehr einfachen nur aus „Nasen“
gebildeten Maßwerken, folgen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts
reichere Dreipaß-, Vierpaß- und Fischblasenmuster (Abb. 47), die dann
nach der Jahrhundertwende durch sich überschneidende geometrische
Bogen- und Linienmuster abgelöst werden (Abb. 65 u. 71).
7. Der Turm
Die Gestaltung der spätgotischen Türme ist in Altbayern durch
aus nicht so einheitlich wie in anderen Gauen. Man trifft die mannig
faltigsten Formen. Nur wenige Türme weisen eine gewisse Vollendung
im Sinne der Spätgotik auf.
Die verschiedenen Arten der Türme lassen sich auf folgende
Typen zusammenfassen:
a) Der gänzlich ungegliederte Viere ck türm.
Abb. 29. Er kennt keine Rücksicht
auf künstlerische Momente. Seine
Funktion ist es, stark und hoch zu
sein. Der wehrtechnische Zweck
steht im Vordergrund. Da der
Turm in der spätgotischen Zeit
seine militärische Rolle noch nicht
ausgespielt hat, wird noch da und
dort der ganz nüchterne Viereck
turm gebaut, wie ihn die romanische
und vorromanische Zeit baute (Re
ste in Triftern, Münchham, Erlach
und vielen anderen Orten). Aller
dings sind manche derartige Türme
später umgebaut worden (Julbach, Eholfing, Engertsham, Neukirchen
v. W.), aber einige haben noch die ursprüngliche Form: Heißprechting
(Bez. Eggenfelden), Hals, Hutthurm (1483) und Oberdietfurt.