Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

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Kein Zentralbau ist dagegen die Kirche in Passau-St. Salvator. 
Weil sie dem flüchtigen Blick ihren Richtungssinn nicht verrät, wird sie 
oft als Zentralbau bezeichnet. Aber der Bau ist ausgestattet mit Chor, 
Langhaus und Westempore. Da jedoch das Langhaus und der okto- 
gonale Chor ohne jede Markierung ineinander verfließen und außer 
dem insgesamt ungefähr so lang wie breit sind, wird die Longitudinal 
richtung unmerklich. Diese sonderbaren Proportionen wurden durch 
den beschränkten Bauplatz bestimmt. Das Felsmassiv des Oberhaus- 
Berges einerseits und das Flußbett der Ilz andererseits verhinderten 
eine größere Längsausdehnung. — Die Strebepfeiler sind vollständig 
eingezogen. Die so entstehenden tiefen Nischen sind durch eine Galerie 
in zwei Stockwerke geteilt. Auf der Westseite übernimmt eine Empore 
die Florizontalgliederung. Die Galerien sind in Altbayern etwas ganz 
Unbekanntes, so daß man einen fremden Meister, wahrscheinlich einen 
fränkischen, vermuten muß. Die Kirche wurde um 1480 gebaut. Zu 
dieser Zeit zog der Passauer Dombau viele auswärtige Meister an; 
möglicherweise wurde einem von diesen der Bau von St. Salvator 
übertragen (Abb. 27). 
DER AUSSENBAU 
1. Die Komposition der Gebäudemassen 
Drei Gebäudeorgane galt es zu einem Organismus zu verschmelzen: 
den Chor, das Langhaus und den Turm. 
Da die Anordnung von Chor und Langhaus natürlich festlag, so 
vereinfachte sich das Problem — soweit es den Grundriß betraf — auf 
die Anordnung des Turmes. Unter den sich bietenden Möglichkeiten 
gewannen nur zwei eine Bedeutung: der Turm in der Mittelachse im 
Westen oder seitlich vom Chor. 
Der Westturm besaß den Vorzug der aus der romanischen Zeit 
sich herleitenden Tradition und den künstlerischen Vorzug, daß er der 
unfreundlichen, hausmäßigen Westwand eine Gliederung gab. Sein 
künstlerischer Nachteil ist, daß er nur auf der einen Seite der Gebäude 
massen ohne jedes Gegengewicht aufragt, und so einen harten, irgend
	        
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