Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

Bis zur vollständig einheitlichen Mauerflucht von Langhaus und 
Chor kommt es, abgesehen von einigen kleineren Bauten (z. B. Burg 
kapelle von Burghausen), in Ostbayern nicht im Gegensatz zu Lands 
hut, das aber auch nie auf den Chorbogen verzichtet. Der Chorbogen 
wird übrigens mit großer Liebe behandelt. Die Bogenstücke werden 
von der Kämpferhöhe ab sehr reich mit Kehlen und Rundstäben pro 
filiert, der untere Teil wird gefast. Dem die Raumgrenzen markieren 
den Chorbogen entspricht auf dem Boden eine zum Chor aufsteigende 
Stufe. 
Waren vor der Jahrhundertmitte die Chöre häufig niedriger als 
das Langhaus, so wurde gegen Ende des Jahrhunderts oft der Chor 
gegenüber dem Langhaus überhöht. Das hing damit zusammen, daß 
um diese Zeit die einheitliche Dachform erreicht war und daß der 
schmälere Chor in die Dachmasse tiefer bzw. höher „eindringen“ 
konnte als das breitere Langhaus. Der Einfluß auf die Helligkeit des 
Chorraumes wurde schon erwähnt (Abb. 71). 
Daß der Chor als Priesterraum mit dem Langhaus als Laienraum 
nicht ganz verschmelzen dürfe, das war eine so eingewachsene Auffas 
sung, daß man sie der Spätgotik nicht opfern wollte. Sie kommt in 
einer von Sighart (Mittelalterliche Kunst usw., Seite 127) veröffent 
lichten Chorinschrift (aus Oberbayern) zum Ausdruck: 
Hic locus est proprius clero, sacrumque ministro; 
Ordine qui sacer est, ingredietur eum; 
Hinc cedat laicus, limen non panditur ipsi 
Vestibulum trepidet tangere calce vaga. 
Über die Chöre der Hallenkirchen wird unten die Rede sein. 
Die aus zwei oder drei Jochen sich zusammensetzenden Chöre sind 
mit 3 Seiten des regelmäßigen Achtecks geschlossen. Wenn nur 3 Seiten 
als Abschluß genommen werden, ist der Abschluß mit Oktogonseiten 
der günstigste. Er ist weich und elastisch. Der Schluß in Sechseckseiten 
ist, da die Schrägseiten in beträchtlicher Verkürzung erscheinen, viel 
härter. Trotzdem kommt er sporadisch vor (Tillykapelle in Altötting, 
Neukirchen bei Arnstorf, Kühnham im Rottal, Vornbach). Auf weitere 
Experimente haben sich die Ostbayern nicht eingelassen, abgesehen von 
der bizarren Burghauser Burgkapelle, die in jeder Hinsicht eine insuläre 
Erscheinung ist. Die Landshuter dagegen versuchen es mit 3 Siebeneck 
seiten in Oberganghofen, mit 3 Sechzehneckseiten in Rengersdorf und 
Usterling u. a., mit Halbrundabschluß in Ebering (Bez. Erding). 
39
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.