Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

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von Sallinger gebaut sein könnte. Die prächtige Hallenkirche fordert 
die Annahme eines tüchtigen Meisters. Die Zeit des Baues (ca. 1460 bis 
1470) wie auch die Gewölbe und Rundpfeiler legen es nahe, an den 
Eggenfeldener Meister zu denken. Vor allem auffallend ist das Chor 
gewölbe. Es gleicht nahezu vollständig dem Chorgewölbe von Mittel 
zell auf der Insel Reichenau, das 1447 vollendet wurde. Diese Tatsache 
ist insofern sehr interessant, als sie einen Hinweis darauf gibt, aus 
welchem Kunstkreis Sallinger seine Anregungen schöpfte (Abb. 45). 
Die „geknickte Reihung“ des Langhauses zeigt eine kleine Unregel 
mäßigkeit, die von Joch zu Joch ihren Richtungssinn ändert. Die 
symmetrische „geknickte Reihung“ wird von dieser Figuration als gene 
tische Grundlage vorausgesetzt. Sallinger scheint sie von (seinem Lehrer) 
Krumenauer übernommen und modifiziert zu haben. 
Die gleiche Chorfiguration wie in Unterdietfurt treffen wir noch 
mals in KARPFHAM (Abb. 46). Allem Anschein nach sind beide von 
der gleichen Hand. Die im Chor und im Schiff um ein Drittel ihrer 
Breite eingezogenen Wandpfeiler lassen an den Eggenfeldener Meister 
denken. Karpfham liegt sogar zeitlich vor Unterdietfurt; denn an der 
Chormauer (nicht an den Gewölben!) finden sich die Jahreszahlen 1456 
und 1457. Die Profilierung der Chorwandpfeiler und des Chorbogens 
gleicht der von Unterdietfurt. Das Langhausgewölbe mit „Wechsel 
bergerfiguration“ findet sich auch in Eggenfelden über der zweiten 
Seitenschiffkapelle (rechts) (Abb. 16). Wechselberger hat die Figuration 
w^ohl von Sallinger übernommen. 
Sallinger scheint um 1480 gestorben zu sein. 
4. Meister Thaman aus Braunau 
An der Wallfahrtskirche zum hl. Gregor dem Großen in GRON- 
GÖRGEN ist an der östlichen Außenwand des Sakristeivorraumes die 
Inschrift angebracht: „Anno di M CCCC LX (1460) in die bartho- 
lomay an gehebt chor chirchn turn czu ent pracht Maister Thamann zu 
prawnaw LXXII (72) mardini.“ 12 Jahre wurde also an der Kirche 
gebaut, trotzdem sie ein einheitlicher Bau ist, da Chor, Kirche und 
Turm gleichzeitig begonnen wurden, wie die Inschrift besagt. 
Die Wölbung von Grongörgen zeigt im Chor „geknickte Reihung“, 
also die Figuration, welche Thaman in seiner Heimat Braunau bei
	        
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