33
cken sind. — Auch die Wahrnehmung ist merkwür—
dig, wie der ganze Clerus, Verbrechen gegen den Geist
seiner Körperschaft und seiner Bestimmung, mit eben
der unerbittlichen Strenge gerächt und bestraft ha—
be, wie das alte Rom jede Schmach des Waffen⸗
ruhmes, Venedig aber jeden Schaͤtten eines An⸗
schlages gegen die Verfassung des Staates.
Wo jetzt Schutt und Trümmer der Burg
Blattnitz in's Thal hernieder schauen, stand in
jenen Zeiten ein Möͤnchskloster, geehrt und gesucht
in der ganzen umliegenden Gegend, um Rath ge—
fragt in jeder wichtigen Angelegenheit des Lebens.
Zu Odilo, einem Monch dieses Klosters, dem
Orakel der Nachbarschaft (denn er war nicht nur des
Lesens und Schreibens in hoher Vollkommenheit
maͤchtig sondern auch in der Heilkunde wohl erfah—
ren), kam einst die Frau eines benachbarten Burg-—
herrn mit der bangen Klage, ihre Tochter Elika,
vielleicht durch einen Zaubertrank berückt, weigere sich
mit einer, an der zarten Taube kaum begreiflichen
Hartnaͤckigkeit, eine Verbindung einzugehen, auf der
das Glück ihres Hauses beruhe. Der Braͤutigam sey
herbeschieden, und werde in wenigen Tagen erwartet.
Kaum habe sie es wagen dürfen, vom nahen
Schloß in seine-Zelle zu eilen, bei der nur allzu be⸗
gruͤndeten Besorgniß, der rauhe Vater, jedes Wider⸗
fpruchs und Widerstandes ungewohnt, würde ihr
geliebtes, einziges Kind darob mißhandeln oder gar
ermorden. — O dilo befahl, ihm das Maͤdchen zur
Beicht zu schicken, und versprach sein Bestes. —
Aber als sie wirklich kam, in allem Reiz kaum auf⸗
geblüther Schönheit und engelreiner Unschuld, schlug
eine verbrecherische Leidenschaft, mit aller Glut und
Gier der Hölle, ihre Krallen in das Herz des