Volltext: Aurolzmünster, Peterskirchen und Eitzing

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freie Herumlaufen der Schweine verboten werden musste und durch Ver¬ 
ordnung keinem Bürger gestattet war, mehr als vier Schweine öffentlich 
zu halten, samt mau sich eilte kleine Vorstellung machen, wie es dann 
auf dem Laude ausgesehen haben mag. Der Verschluss der Fenster war 
mangelhaft, da er itttr aus Bretterwänden, wohl auch aus Weideiigeflecht, 
Leinwand oder Darmhäuten bestand; erst im 15. Jahrhundert wurde 
langsam das Fensterglas eingeführt. Die HausgcrLthe verfertigten sich 
die Leute zum eigenen Gebrauche selbst, und die Frauen, auch die vom 
höchsten Stande nicht ausgenommen, sorgten durch Spinuen, Webe», 
Nähen und Sticken für die einzelnen Bestandtheile der Kleider. Das 
Frauengemach hieß deswegen kurzweg das Arbeitshaus; man hielt den 
Rocken zwischen den Knien und die Spindel in der Hand (Spinnräder 
kamen erst im 15. Jahrhundert ans). Kaiser Otto's des Großen Tochter, 
Luitgardis, war eine so fleißige Spinnerin, dass zum Zeugnisse dessen 
eine goldene Spindel über ihrem Grabe ausgehängt wurde. Bis in die 
Mitte des 13. Jahrhundertes wurde auch für den Fleischbedarf der 
Familie im Haufe geschlachtet. 
In niedrigen Ständen trank man Bier, braunes (ans Gerste) und 
weißes (aus Weizen und Gerste), daher der Name „weißes Hans" vom 
Weißbier, das dort ausgeschenkt wurde; die Anzucht des Hopfens war 
früher verbreiteter, als jetzt; ferner Most, Wein, diesen gewöhnlich in 
allen Stadien der Gährung, Landweiu wurde nie älter als ein Jahr; 
Braiitwein als Medicin. Wurde in einem „brauberechtigten" Hause Bier 
ausgethau, so lies der Bxätter iit eigener Person durch die Gassen und 
verkündete laut die willkommene Nachricht. Man erzählt, dass König 
Rudolf von Habsburg vom Erfurter Bier so begeistert war, dass er, 
den Krug in der Hand, auf die Straße hinaus rief, wie herrlich es 
ihm munde. Auch in Anrolzmünster war es noch im Beginne dieses 
Jahrhunderts Brauch, dass die einzelnen Wirte nacheinander das 
Märzenbier ausschaufelt, und dass dort, wo eben der Ausschank desselben 
war, zwei Birkenstanden aufgestellt waren, welche mit dem letzten Tropfen 
umgeworfen wurden, um beim nächsten Wirte als Zeichen des neuen Aus¬ 
schankes wieder aufgestellt zu werden. 
Weißes Weizenbier zu brauen, war im Herzogthume Bayern dem 
Landesfürsten vorbehalten; weißes Gerstenbier zu sieden, gewissen Familien. 
Im Jahre 1293 durste in Bayern das ganze Jahr kein Bier gebraut 
werden. Im Jahre 1401 musste derjenige, welcher 1 Scheffel Gerste 
unb 1 Pfund Pfennig in «n Bräuhans iit Regensburg gab, 8 Eimer 
Wes und 6 Eimer hantiges Bier bekommen. Auf dem Landtage 1502 
lpurde das Märzenbier von Jörgi bis Michaeli die Maß auf 2 Pfennige
	        
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