Johann Lherhard Nidhard,
ein Kardinal und Staatsmann aus Oberösterreich.
1. Jugendjahre. und Lehrtätigkeit.
Lehrtätigkeit. Lebensweg dieses merkwürdigen Mannes führte von einem entlegenen
Felsenschlosse des oberen Mühlviertels nach Linz, Graz, Wien, Madrid und Rom.
Diesen Stationen entspricht ein bewegtes und einflußreiches Leben, ein Leben, das
in die höchsten Kreise hinaufführte und unserem Landsmanne ein vollgerütteltes
Maß einerseits an Gunst, andererseits an Mißgunst und Haß einbrachte.
Kardinal Johann Eberhard Nidhard 1) wurde am 8. Dezember 1607 auf dem
Schlosse Falkenstein, das heute in Trümmern liegt, geboren. Sein Vater Hans
gehörte einem altangesehenen Geschlechte an und war ein Enkel jenes Jakob Nidhard
oder Neithardt, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts aus Ulm ins Mühlviertel
eingewandert war und das Gut Gneisenau 2) gekauft hatte. Hans Neithardt war
zur Zeit der Geburt seines Sohnes Johann Eberhard Salburgscher Pfleger zu Falken-
stein 3) und evangelischer Konfession. Später trat er jedoch in die katholische Kirche
ein und gehörte in der Folge sogar zu den kaiserlichen Reformationskommissären
in Oberösterreich. Als solcher wirkte er, wie der Jesuit Southwell in einer an
Kardinal Nidhard gerichteten Buchwidmung sagt, „mit Energie und Eifer, wenn
gleich nicht ohne Gefahr für sein Leben und mit nicht geringen Opfern an Hab
und Gut." 4) Seinem Sohne hat man es nachmals in Spanien zum Vorwurfe
gemacht, daß er von lutherischen Eltern abstamme. Nach manchen Autoren 5) soll
Johann Eberhard selber erst im 14. Lebensjahre katholisch geworden sein; wahr
scheinlich hat jedoch der Uebertritt seines Vaters mit den Angehörigen um das
Jahr 1608 stattgefunden, da in jenem Jahre auch Heinrich von Salburg, der
Besitzer Falkensteins, in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrte, also im
ersten Lebensjahre Johann Eberhards. Wäre letzterer erst in einem erheblich späteren
Zeitpunkte katholisch geworden, so hätten die ihm feindlich gesinnten spanischen
Granden diesen Umstand wohl wider ihn Autoren 5)
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1) Der Familienname wird verschieden geschrieben. Die Schreibweise „Nidhard"
(lateinisch Nidardus) wurde vom Kardinal bevorzugt. Sie entspricht nämlich dem Sprach-
gebrauche Spaniens und Italiens, in welchen Ländern der Kardinal in der zweiten Hälfte
seines Lebens wirkte, besser als der Name „Neithardt", unter dem z. B. sein Vater aufscheint.
2 ) Vergl. den Artikel „Gneisenau" in Heft 2 dieser „Beiträge" (S. 69 ff.).
3 ) Nach freundlicher Mitteilung des Landesarchivs-Adjunkten Dr. Straßmayr in Linz
scheint er in den ständischen Bescheidprotokollen öfters auf, so 1622 als Salburgscher Verwalter
und 1634 als Pfleger in Rannariedl. In den angeführten Jahren hatte er mit den obderennsischen
Ständen in militärischen Angelegenheiten, wie Einquartierungen, Kontribution und dergleichen,
zu tun. — Nach dem Engelszeller Nekrologe starb er am 31. August 1638.
4 ) Epistola dedicatoria in Hälfte Bibliotheca Scriptorum Soc. Jesu. Romae 1678.
5) Vergl. Wurzbach, Biographisches Lexikon. Wien 1869. 20. Teil, S. 140.