Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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„Diesem könnte ich hinzufügen", fährt er fort, „das Vertrauen Ihrer Majestät, 
mit welchem sie mich nicht allein mehr als 24 Jahre zu ihren königlichen Füßen 
geduldet und niemals geruht hat, mir die Erlaubnis zu geben, mich nach Deutsch- 
land zurückzubegeben, obgleich ich sie darum angefleht mit der ganzen Aufrichtigkeit 
meines Herzens und zu wiederholten Malen darauf bestanden habe, sondern mir 
auch befohlen und mich, wenn ich so sagen darf, gebeten hat bei der Liebe zu Gott, 
nicht davon zu sprechen und sie nicht hilflos zu verlassen in dem Zustande der 
Einsamkeit und Trauer, damit ich ihr auch weiter beistehe zum Troste ihrer Seele. "1) 
Treffend weist der Groß-Inquisitor das theologische Gutachten zurück, das 
Don Juan wider ihn ausgespielt hatte. „Er (Don Juan") sagt endlich, man habe 
ihn vonseiten angesehener Theologen versichert, daß er mich mit voller Gewissens- 
ruhe aus dem Wege räumen lassen könnte. Die Gottesgelehrten geben ihre Rat- 
schläge dem entsprechend, was man ihnen vorlegt, sowie die Beichtväter die Sünden 
beurteilen nach der Anklage, die man vor ihnen macht. Aber aus welchen Gründen 
glaubt der Prinz das Recht zu haben, mich aus dem Wege schaffen zu lassen? 
Ich sehe nicht ein, wie ein Gewissensrichter diese Behauptung billigen konnte; und 
wenn es wahr ist, daß sich ein solcher mit dieser Anschauung fand, so wird er 
ebenso getäuscht worden sein durch die Darstellung des Prinzen, die von der Wahr- 
heit ebenso ferne steht wie der Bericht, den man diesem gegen mich ohne gründliche 
Prüfung der Verhältnisse beigebracht haben mußte." 2 ) 
Gegen den Vorwurf der Tyrannei bemerkt der Verfasser, er habe stets gegen 
neue Steuern sich ausgesprochen, was alle Räte bezeugen könnten: „Dies geht ganz 
je ktar daraus hervor, daß seit dem Tode des Königs keine allgemeine Steuer mehr 
auferlegt worden, wofür ich bei jeder Gelegenheit mit meiner ganzen Kraft einge- 
standen bin, indem ich die Gründe vorgelegt, welche solche Auflagen widerrieten. 
Dafür rufe ich zu Zeugen auf alle die, welche mit mir an den Beratungen und 
Versammlungen teilgenommen, und noch viele andere, welche mich darüber sprechen 
hörten. ..... Kaum war der König gestorben, bat ich Ihre Majestät, welche ich 
hiefür zum Zeugen nehme, sie möchte eine Junta zur Herabminderung der Zölle 
besonders aus Fleisch, Fisch, Wein, Oel und Essig einsetzen."3) Manches sei 
geschehen, aber es hätten sich solche Schwierigkeiten entgegengestellt, daß die Königin 
gezwungen worden sei, von den Erleichterungen wieder abzustehen. Zum Schlusse 
zählt Nidhard alle die Verleumdungen auf, mit denen man die Königin unablässig 
verfolge, so unter anderm auch, daß man sie beschuldigt, viele Millionen ihren 
deutschen Verwandten zugewendet zu haben. 
Das sind einige Proben aus dem Manifeste Nidhards, welches ziemlich um- 
fangreich geraten ist. Vielleicht ist es gerade diesem erwähnten Umstande zuzuschreiben, 
daß es im Volke keinen durchschlagenden Erfolg erzielte.4) Zudem liebten die heiß- 
blütigen Südländer schärfere Töne. Nidhard richtete sich in seinem Schreiben nach 
dem Vorgehen des Herrn, „der nicht wieder schalt, da er gescholten ward."5) Er 
berief sich ausdrücklich auf diese Apostelworte und schrieb ruhig und sachlich. Allein 
in seine Mäßigung erschien vielen, auch Pötting, als Schwäche und bei so manchem, 
auf den diese Verteidigungsschrift anfänglich Eindruck gemacht, ward dieser gar 
bald verwischt durch die Flut von Schmäh- und Streitschriften, die jetzt gegen den 
_______ 
1) Ebd. S. 155 und 156. 
2 ) Ebd. S. 171 und 172. 
3 ) Ebd. S. 179 und 180. 
4 ) In der „Relation“ umfaßt Ton Juans Brief bei 8, Nidhards Antwort bei 74 Seiten. 
5) 1. Petr. 2, 23.
	        
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