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ewigen Verdammnis desselben Schuld zu haben. Er werde nicht ruhen, bis Nidhard „
entfernt sei, und bitte die Königin, die Ratschläge dieses „giftigen Drachen" nicht
zu hören.1)
Selbst Pötting nennt in seinem Tagebuche diesen Brief unverschämt und
die Behandlung Nidhards in demselben „infam".2) Don Juan und seine An-
hänger ließen diesen Brief in zahlreichen Exemplaren am Hofe und unter das
Volk verteilen. Das Land geriet in Aufregung. Don Juans Partei schwoll an.
Selbst die Hofdamen spalteten sich in zwei Lager, in Nithardistas und Austrialas.
Am Wiener Hofe war man aufs höchste bestürzt, indem, wie der Kaiser an Pötting
schrieb, „die Königin in solcher großen Gefahr der Verlierung der Autorität stehet,
indem Don Juan so atrevido (keck) ist, ein so hitzigen Brief zu schreiben, indem
fast alle consejos (Ratskammern) mehr es mit Don Juan als der Königin halten,
indem man per Praetext (zum Vorwand) den armen Nidhard nimmt, der ohnedies
das odium universale (den allgemeinen Haß) hat ob peccatum originale non
nationalitatis (wegen seiner Erbschuld als Nicht-Einheimischer), und ist gar klar,
daß man diesem Uebel hätte sollen in tempore (beizeiten) vorbauen."3)
Die Königin verlangte unter dem 25. Oktober vom Staatsrate ein Gutachten
über den Brief Don Juans, während Nidhard eine Abschrift desselben der Inqui-
sition zur Zensurierung mehrerer Punkte vorlegen und selber eine umfassende
Antwort erscheinen ließ.
Der Staatsrat spricht sich in seiner Begutachtung vom 29. Oktober 1668
sehr zurückhaltend und schonend über das Vorgehen des Bastardprinzen aus, „der
sich von der Leidenschaft habe hinreißen lassen." Es müßte erst eine ordentliche
Untersuchung geführt werden mit Vorladung und Verteidigung. Obschon ihn aber
der Staatsrat nicht verurteilen will, „ist er doch erstaunt zu sehen, daß Don Juan
den böswilligen Berichten hat Glauben schenken können, welche man ihm über den
Beichtvater gemacht hat, der ein so bedeutender, so gelehrter und so tugendhafter
Mann ist und welcher alle die Eigenschaften hat, die ihn des römischen Purpurs
würdig machen; abgesehen davon, daß Ew. Majestät ihn mit den bedeutendsten Staats
ämtern geehrt hat und auf ihn ihr volles Vertrauen setzt, weit er nicht allein die
Grenzen seiner Befugnisse nicht überschreitet, sondern sich auch freiwillig von vielem
fernhält, dessen er sich ohne Tadel annehmen könnte. Die Ungerechtigkeit, welche ihm
Don Juan zufügt, überrascht uns, da er ihn trotz aller dieser seltenen Eigenschaften
für seinen Gegner und für einen Feind aller seiner Pläne hält bis zu dem Grade,
daß ihm dieser Irrtum, der doch die eigentliche Quelle aller anderen Irrungen ist,
gleichsam zur fixen Idee geworden ist." 4 )
Nidhard selber antwortete seinem Nebenbuhler in einem offenen an die
Königin gerichteten Schreiben vom 25. Oktober 1668, in welchem er Punkt für
Punkt der Allklage zurückwies und für all die verleumderischen Behauptungen
Beweise verlangte. Er befleißigte sich in seiner Antwort der größten Mäßigung
und verfuhr streng sachlich. Er führte des näheren aus, daß er mit der Hinrichtung
Malladas und der Verhaftung Patinos nichts zu tun gehabt habe. Auf sein
persönliches Verhältnis zur Königin übergehend, weist er darauf hin, wie ihm diese
Vertrauensstelle durch den Vater Ihrer Majestät, Kaiser Ferdinand III., zugeteilt
wurde und wie er auch der Hochachtung des Königs Philipp IV. sich erfreut habe.
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1) Relation I. S. 66-73.
2 ) Diarium II. S. 16 bei Pribram und Pragenau I. S. 426.
3 ) Schreiben vom 6. Dezember 1668.
4 ) Relation I. S. 84 und 85.