Volltext: Ein Volk in Waffen

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Neunundzwanzigstes Kapitel. 
traten. Der eine sagte in bestimmtem, aber sehr höflichem Ton, ich 
müßte ihn zur Kommandantur begleiten. 
„Natürlich, es wird mir ein Vergnügen sein, aber Sie gestatten 
mir wohl, daß ich meine Handtaschen mitnehme." 
„Bitte", antwortete er. 
Auf dem Weg zur Kommandantur, die sich beim Bahnsteig befand, 
sagte der Offizier: „Ihr Ausweis muß von den Militärbehörden unter¬ 
sucht werden." 
„Können Sie das nicht ebensogut gleich machen?" fragte ich und 
reichte ihm mein ziemlich geschwärztes und abgenutztes Papier hin. 
„Ja, das könnte ich übrigens tun", antwortete er, und wir blieben 
stehen. Er las das Papier mit General von Moltkes Unterschrift, 
wandte sich zu seinem Kaineraden und flüsterte ihm meinen Namen ins 
Ohr; darauf salutierten beide und gaben mir die Hand, die ich kräftig 
drückte, wobei ich einen ebenso herzlichen wie unwiderstehlichen Lach¬ 
anfall hatte. 
„Sie müssen entschuldigen, wir " 
„Bitte, bitte, das ist ja reizend!" und dann lachten auch meine 
deutschen Adler munter über ihren Raub. 
„Ihr Zug geht erst in einer Stunde. Wollen Sie nicht, statt 
aus der Kommandantur verhört zu werden, im Wartesaal mit uns ein 
Glas Bier trinken?" 
Gewiß wollte ich das, und die Stunde verging nur allzu schnell; 
wir lachten herzlich über das kleine Abenteuer, das sich bei jeder Station 
hätte wiederholen können, .wenn ich gewollt hätte. Aber das tut man 
nicht, denn der Krieg ist kein Spiel. Meine neuen Freunde erzählten 
mir, ich sei dem Schaffner verdächtig vorgekommen, besonders wegen 
meiner Karten und des Notizbuches; deshalb habe er von Mannheim 
aus telephoniert. In Heidelberg habe er die Offiziere nach meinem 
Abteil geführt, und ich versicherte ihnen, ich könne mit Worten gar nicht 
genug meine Bewunderung ausdrücken über die Wachsamkeit und Auf¬ 
merksamkeit, die in ganz Deutschland in dieser großen, schicksalsschweren 
Zeit bis an die vordersten Feuerlinien herrscht, ein Uhrwerk, in dem 
nicht das kleinste Rädchen versagt, und die Stunden zur rechten Zeit 
ihre schweren, ernsten Schläge tun. Dann begleiteten sie mich an meinen
	        
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