Volltext: Ein Volk in Waffen

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Dreiundzwanzigstes Kapitel. 
Aber jetzt saßen sie oben bei ihren Geschützen in voller Bereitschaft. 
„Warum schießen sie nicht?" fragte ich. — „Dort über dem Wäldchen", 
antwortete der Leutnant und zeigte nach Südwesten, „kreist ein franzö¬ 
sischer Flieger, jedenfalls will er unsere Batterie feststellen. Wir 
haben wahrscheinlich auf der französischen Seite Schaden angerichtet, 
und nun suchen sie uns, bisher aber vergeblich. Die feindlichen Granaten 
krepieren südwestlich von hier in einem Abstand von nur 500 Metern. 
Noch gehen sie nicht bis hierhin, aber sie kommen näher und können 
die Batterie jeden Augenblick erreichen. Wenn wir jetzt schössen, während 
der Flieger in der Luft ist, hätten wir bald das feindliche Feuer 
über uns." 
Der Flieger zog ein ums andere Mal seine Kreise rings um das 
Wäldchen. Solange wir an dem Beobachtungsplatz des Leutnants ver¬ 
weilten, kreiste er über demselben Fleck; er suchte offenbar die Antwort 
auf eine ganz bestimmte Frage. Jedenfalls sollte die Projektion seiner 
Flugbahn auf dem Erdboden das Ziel für die feindlichen Granaten an¬ 
geben; auch schien er mit Flaggen und mit weißem und rotem Licht 
Signale zu geben. Die Batterien, die an diesem Teil der Front den 
Deutschen gegenüberstanden, sollten alle englische sein. 
Der Leutnant und die Soldaten auf dem Beobachtungsplatz und 
an der Batterie verfolgten die Bewegungen des Fliegers mit größter 
Aufmerksamkeit, und unter den Bäumen standen besondere Wachen, die 
„Halt!" rufen mußten, falls jemand in der Nähe ging oder sich rührte, 
während der Flieger seinen Aeroplan so steuerte, daß er freie Übersicht auf 
dieser Seite hatte. Wenn, er aber langsam umgekehrt war und uns den 
Rücken wandte, durften wir uns wieder frei bewegen. Doch war sein 
Kreis nur klein, und wer von der Batterie zum Beobachtungsplatz ging, 
mußte sich beeilen, denn bald war der Feind wieder da, und man lief 
Gefahr, entdeckt zu werden. 
Bei den Haubitzen hatten die Artilleristen jetzt nichts zu tun. Bei 
der einen frühstückten sie, bei einer andern las ein Soldat laut aus 
der Zeitung vor. Zu ihrem großen Vergnügen machte ich ein paar Auf¬ 
nahmen von ihnen (Abb. 428). Als der Flieger uns dann wieder den 
Rücken zukehrte, gingen wir schnell im Schutz der Bäume über die 
Wiese zum Auto zurück.
	        
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